“Börse – Bulle – Bär” Investmentfonds – Antje Schiffler
Shownotes
Episode 7
Investmentfonds -- Antje Schiffler
Aktiv verwaltete Investmentfonds sind nach wie vor die mit Abstand größte Fondsgattung. Sie überzeugen durch große Vielfalt bei Anlageklassen, Anlageregionen und Investmentstilen. Gemeinsam mit Antje Schiffler gibt "Börse -- Bulle -- Bär" in dieser Episode Einblicke in die Welt der Fonds. Antje Schiffler arbeitet für Morningstar, den Weltmarktführer für Fondsresearch, und ist als Redakteurin verantwortlich für die deutschsprachigen Seiten. Wodurch zeichnen sich Investmentfonds aus? Welche Arten von Investmentfonds kann man unterscheiden? Und welcher Fondstyp ist für welchen Anleger besonders geeignet? Antworten auf diese und eine ganze Reihe weiterer Fragen finden Privatanlegerinnen und Privatanleger in dieser Episode.
Moderation: Alfons Niederländer
Produziert von Matthias Seeger, Alfons Niederländer und Adin Beslic; mit freundlicher Unterstützung von online design Werbung & Medien GmbH
Mehr Infos unter: https://www.genobroker.de/homepage.html
Transkript anzeigen
00: 00:13Alfons Niederländer: Guten Tag, meine Damen und Herren, herzlich willkommen zu "Börse – Bulle – Bär", dem Wertpapierpodcast von GENO Broker. Mein Name ist Alfons Niederländer. In der heutigen Ausgabe von Börse, Bulle, Bär beschäftigen wir uns mit Investmentfonds, genauer gesagt mit aktiv verwalteten Investmentfonds, denn für passive ETFs gibt es eine eigene Episode. Expertin für Fonds und Gast bei uns im Studio ist Antje Schiffler. Antje Schiffler arbeitet für das Research House Morningstar und verantwortet dort als Redakteurin die deutschsprachigen Seiten. Hallo Antje. Herzlich willkommen bei "Börse – Bulle – Bär".
00: 00:47Antje Schiffler: Ja, hallo Alfons, herzlichen Dank für die Einladung. Ich freue mich total, hier zu sein.
00: 00:51Alfons Niederländer: Schön, dass du da bist. Lass uns doch gleich in das Thema einsteigen: Wir wollen uns mit Investmentfonds beschäftigen und einfach einmal die Frage: Was ist ein Fonds? Was macht einen Fonds aus? Was macht einen Fonds zu einem Investmentfonds, der für Privatanleger und Privatanlegerinnen in Frage kommt?
00: 01:06Antje Schiffler: Ja, vielleicht einmal ganz von vorne angefangen: Vielleicht kann man sich einen Fonds vorstellen wie einen großen Topf, in den Anlegerinnen und Anleger ihr Geld anlegen, sammeln und da praktisch zur Geldanlage an Profis übergeben. Ein Investmentfonds, normalerweise gemanaged von einem Portfoliomanager, der sich also in den Märkten auskennt, die Märkte verfolgt, viel mehr, als wir es vielleicht als Privatanleger können, unterstützt ist von einem ganzen Team natürlich, und so halt die Märkte immer im Auge behalten kann, und für die Privatanleger oder auch die professionellen Anleger. Aber wir reden ja vor allem über die Privatanleger heute, die versucht, die besten Anlageentscheidungen zu fällen, um es einmal so zu sagen.
00: 01:49Alfons Niederländer: Du hast schon einen ganz wesentlichen Vorteil genannt, das ist dieses gemeinsame Anlegen, das gemeinsame Vermögen aufbauen. Also, wenn jemand eine einzelne Aktien kauft, muss er teilweise sehr viel Geld mitbringen, das ist beim Fonds nicht so ein ganz, ganz großer Vorteil.
00: 02:01Antje Schiffler: Ja.
00: 02:01Alfons Niederländer: Man kann Sparpläne ab 50 Euro pro Monat machen, aber so ein Fonds hat natürlich noch weitere Vorteile. Einmal natürlich, man kann mit kleineren Beträgen größere Vermögen aufbauen. Aber, du hast einmal doch gesagt, die Fondsmanager sind Profis, die sich an den Kapitalmärkten, mit Geld auskennen. Dann ist natürlich das Thema Risikostreuung, spielt auch eine große Rolle beim Fonds. Vielleicht kannst du uns dazu ein bisschen etwas sagen.
00: 02:21Antje Schiffler: Genau. Auch noch ein ganz wichtiger Punkt: In der Regel ist es so, dass Fonds in einen ganzen Korb, sage ich mal, von verschiedenen Wertpapieren einer gleichen Anlageklasse investieren. Nehmen wir einmal ein Beispiel: Vielleicht ein Aktienfonds für deutsche Aktien, der wird dann nicht nur in BMW investieren, sondern vielleicht auch noch in sehr viele andere Papiere aus dem deutschen Aktienmarkt und dadurch haben wir natürlich eine größere Streuung, eine größere Bandbreite an einzelnen Papieren. Wenn also vielleicht einmal das Autosegment nicht so gut läuft, dann läuft vielleicht der Chemiemarkt ganz gut und so hat man eine gewisse Risikostreuung auch als Privatanleger, die man relativ gut und schnell in das und einfach in sein Portfolio bekommt. Das ist einer der großen Vorteile sicherlich, von einem Fonds gegenüber der Einzelaktien.
00: 03:09Alfons Niederländer: Harry Markovitz, der hat sich wissenschaftlich mit dem Thema beschäftigt. Der hat einmal gesagt: „Lege nicht alle Eier in einen Korb."
00: 03:14Antje Schiffler: Genau.
00: 03:14Alfons Niederländer: Das ist so ein bisschen der Grundgedanke, nicht.
00: 03:16Antje Schiffler: Ja.
00: 03:16Alfons Niederländer: Der Korb ist der Fonds, und da liegt eben nicht nur eine Automobilaktie und nicht nur Pharma, sondern viele verschiedene Branchen, um sozusagen das Risiko ein bisschen auszugleichen. Wie du es eben auch gesagt hast, läuft die eine gut, die andere vielleicht schlecht. Man setzt nicht alles auf eine Karte, sondern kann das Risiko streuen.
00: 03:31Antje Schiffler: Genau.
00: 03:32Alfons Niederländer: Ich weiß gar nicht, wie viele Fonds es in Deutschland gibt, das sind deutlich über 10.000 und mehr. Aber zu sagen, es gibt eine echt große Auswahl, die gibt es bei Zertifikaten aber auch. Vielleicht, wenn wir bei dem Thema Fonds sind, und was macht einen Fonds aus? Wie unterscheiden sich denn Investmentfonds, zum Beispiel zu Zertifikaten?
00: 03:48Antje Schiffler: Das ist auch ein ganz wichtiger Punkt. Ein Fonds bringt erst mal eine gewisse Art von Sicherheit auch für den Anleger mit sich. Und zwar, Fonds sind definiert als Sondervermögen. Das ist im Unterschied zu den Zertifikaten, die tatsächlich als Inhaber Schuldverschreibung klassifiziert sind. Was ist für mich als Anleger da der große Unterschied? Das ist, wenn ich das als Sondervermögen zugeteilt bekommen habe oder als Sondervermögen klassifiziert ist, dann bin ich als Anleger auch geschützt, wenn der Emittent, ich sage mal salopp, pleite geht. Mein Geld ist also nicht weg und das kann bei einem Zertifikat ganz anders aussehen. Von daher, für mich als Privatanleger bietet das eine gewisse Sicherheit.
00: 04:29Alfons Niederländer: Nun haben wir schon eine ganze Reihe von Vorteilen genannt. Wir haben gesagt, dass man schon mit kleineren Beträgen Investmentfonds investieren kann, dass Profis für einen selbst das Geld managen, dass das Risiko gestreut ist, dass das Kapital geschützt ist als Sondervermögen. Das heißt, die Vorteile, die Fonds mit sich bringen, sind immens und auch für Privatanleger und Privatanlegerinnen geeignet, die vielleicht bisher noch nicht so an dem Thema daran waren. Gibt es auch mögliche Nachteile? Wir versuchen, immer so ein bisschen beide Seiten zu beleuchten und wir wollen den Leuten auch klar machen: Wo müssen sie möglicherweise aufpassen? Wo würdest du da zur Vorsicht raten?
00: 05:02Antje Schiffler: Das sind definitiv die Kosten. Man muss definitiv ein Auge auf die Kostenseite haben. Wenn ich in einen Fonds investiere, muss ich natürlich als ersten Schritt erst einmal ein Depot eröffnen. Dadurch entstehen, ganz genau wie beim Girokonto auch, Eröffnungskosten, eventuell Kontoführungsgebühren und ähnliche Sachen. Plus, der Kauf des Wertpapiers ist natürlich auch mit Gebühren verbunden. Das variiert immer je nach Wertpapier und je nach Investmentfonds.
00: 05:27Alfons Niederländer: Als Ausgabeaufschlag?
00: 05:28Antje Schiffler: Ja, genau.
00: 05:29Alfons Niederländer: Das, was Kunden zusätzlich zahlen müssen, damit zum Beispiel Marketing und Vertrieb finanziert werden von einem solchen Fonds, nicht?
00: 05:35Antje Schiffler: Genau, der Ausgabeaufschlag.
00: 05:37Alfons Niederländer: Ich denke einmal, die Fondsmanager wollen auch für ihre Arbeit bezahlt werden.
00: 05:38Antje Schiffler: Das ist es, genau. Im Schnitt, in Deutschland, kann man sagen, so 1,5 bis 2,5 Prozent der Anlagesumme werden noch einmal fällig für den Asset Manager, für das Portfolio Management. Genau, dadurch ist halt gerade der aktiv gemanagte Fonds, über den wir ja sprechen, eine so erst einmal relativ teure Angelegenheit, um es mal so zu sagen, auf jeden Fall im Vergleich zu den passiven Produkten, die ihr ja gesagt habt, behandelt ihr noch einmal in einer anderen Sendung. Genau.
00: 06:06Alfons Niederländer: Dadurch, dass ETFs nicht aktiv gemanaged werden, fällt der Teil schon einmal weg.
00: 06:10Antje Schiffler: Genau, ja.
00: 06:10Alfons Niederländer: Wenn man überlegt, ein Ausgabeaufschlag kann, wenn man es ganz klassisch über Banken macht, teilweise bis fünf Prozent betragen. Das sind Kosten, die die Rendite erst einmal schmälern. Das muss man immer so ein bisschen im Hinterkopf behalten und das bringt uns natürlich auch gleich zu einem - Risiko vielleicht nicht, aber man muss sich bewusst machen, dass ein Investmentfonds, genauso wenig wie Aktien ist jetzt nicht unbedingt die Anlage, die man nur über Monate im Auge behalten sollte. Langfristigkeit ist angesagt an der Stelle.
00: 06:34Antje Schiffler: Auf jeden Fall, auf jeden Fall. Das ist das, was wir bei Morningstar auf jeden Fall auch immer den Anlegern raten, sich langfristig auszurichten, zu überlegen: Was will ich langfristig erreichen mit meinem Portfolio? Dann würde man auch die Fonds entsprechend auswählen, gemäß seinen Zielen. Aber sicherlich, Aktienfonds ist ein Produkt, das man nicht im Januar kauft und im Februar wieder verkauft.
00: 06:55Alfons Niederländer: Hast du so eine grobe Richtlinie, wo wir sagen können, wenn man einen Aktienfonds kauft - bleiben wir einmal beim Beispiel europäische Aktien, beispielsweise Blue Chips - also, Standardwerte, Mindestanlagesumme. Was würdest du empfehlen?
00: 07:05Antje Schiffler: Summe?
00: 07:05Alfons Niederländer: Mindestanlagezeitraum, Entschuldigung, nicht Summe.
00: 07:08Antje Schiffler: Wahrscheinlich würde man sagen, so mittlerer Anlagezeitraum von fünf Jahren, denke ich einmal.
00: 07:12Alfons Niederländer: Okay, fünf Jahre plus dann logischerweise?
00: 07:14Alfons Niederländer: Plus. Ja, genau.
00: 07:16Alfons Niederländer: Genau. Also, es ist glaube ich ganz, ganz wichtig, dass die Leute sich bewusst machen, ein Fonds hat viele Vorteile, aber ein Fonds stellt auch gewisse Anforderungen. Einmal hast du die Kosten genannt, aber eben auch der Anlagehorizont, der muss entsprechend groß sein.
00: 07:28Antje Schiffler: Genau.
00: 07:28Alfons Niederländer: Weil, man muss es einfach immer wieder sagen. Es kann natürlich passieren, dass zwischendurch die Märkte nach unten gehen, was auf dem Papier sozusagen, das erst einmal nicht so gut aussieht, dass Verluste auf dem Papier stehen. Wichtig ist dann, dass man eben diese Verluste nicht realisiert, indem man einfach den Fonds verkauft, sondern, wie soll ich sagen, konsequent bleibt, im Fonds investiert bleibt und wartet, bis die Märkte und die Kurse wieder steigen.
00: 07:47Antje Schiffler: Genau. Deshalb ist es vielleicht auch ganz wichtig, sich zu überlegen, persönlich als Privatanleger: Was will ich erreichen mit meiner Geldanlage? Wenn ich also weiß, ich gehe vielleicht in zwei Jahren in den Ruhestand und brauche eher das Geld, da habe ich sicherlich einen anderen Anlagehorizont als jetzt jemand, der gerade seinen ersten Job hat und vielleicht Mitte 20 ist. Oder auch jemand, der sich vielleicht mit Mitte 30 die erste Eigentumswohnung holen will. Das ist immer wichtig, den eigenen Bedarf einzuschätzen und die eigenen Prioritäten letztendlich.
00: 08:14Alfons Niederländer: Jetzt haben wir uns die Fonds so ein bisschen aus der Vogelperspektive angeguckt, haben geguckt, wie unterscheiden die sich zu anderen Anlagelösungen. Jetzt gehen wir ein bisschen stärker in das Thema noch herein. Ich habe gesagt, es gibt mehrere Tausende Fonds in Deutschland. Vielleicht versuchen wir einfach einmal, ein bisschen Licht ins Dunkel zu bringen, indem wir sagen: Welche Arten von Fonds gibt es denn überhaupt?
00: 08:30Antje Schiffler: Ja, da fangen wir vielleicht an mit dem wahrscheinlich bekanntesten Produkt, dem Aktienfonds. Das ist, wie der Name schon sagt, ein Korb, wo verschiedene Eier, die in dem Fall die Aktien sind, gesammelt werden. Man wird verschiedene Themenschwerpunkte sehen. Wenn sie sich ein bisschen informieren als Privatanleger und sich ein bisschen einlesen, dann werden sie sehen, es gibt zum Beispiel einen regionalen Schwerpunkt wie Aktien Deutschland. Es gibt Aktien Global, es gibt Aktien Nordamerika und so werden halt verschiedene Fondsstrukturen zusammengebaut, nach denen sich dann der Portfoliomanager auch ausrichten muss. So wissen sie als Anleger mehr oder weniger genau, was in ihren Korb auch herein kommt.
00: 09:09Alfons Niederländer: Du hast eben kurz die regionalen Aktienfonds angesprochen. Es gibt auch überregionale, aber, wie gesagt, es gibt europäische, es gibt auch global anlegende Aktienfonds.
00: 09:16Antje Schiffler: Ja.
00: 09:16Alfons Niederländer: Da ist eben dieses Thema Risikostreuung noch ein bisschen stärker berücksichtigt, weil einfach die Anzahl der möglichen Aktien in einem Fonds noch größer ist und das Risiko noch besser gestreut werden kann. Okay, also Aktienfonds, wahrscheinlich die bekannteste Gattung, die auf dem Markt verfügbar ist. Aber es gibt weitere Anlageklassen, die in Fonds umgesetzt werden.
00: 09:33Antje Schiffler: Genau, das zweite wahrscheinlich in der Popularität wäre dann der Rentenfonds. Hier wird in festverzinsliche Wertpapiere investiert. Das sind vor allem als bekannteste wahrscheinlich die Staatsanleihen, aber natürlich auch Unternehmensanleihen. Das ist dann, wiederum wird man erkennen am Namen oder wenn man ein bisschen Recherche betreibt, in welche Produkte der Fondsmanager da investieren wird. Auch da gibt es wieder genauso der regionale Fokus, der vielleicht wirklich nur in die ,US Treasuries' investiert oder gemischt, vielleicht die etwas riskanteren, die in ,Emerging Markets' zu Unternehmensanleihen unterwegs sind und andere. Aber gemeinsam hat diese dieser Typ des Rentenfonds, dass es festverzinsliche Wertpapiere sind.
00: 10:20Alfons Niederländer: Um einfach die Liste noch ein bisschen zu ergänzen: Wir haben Fonds für Rohstoffe, also wenn jemand in Edelmetalle, Erdölminen investieren möchte. Geldmarktfonds gibt es genauso. Eine Gattung, die im Augenblick recht populär ist, sind ,Multi Asset' Fonds oder Mischfonds, vermögensverwaltende Fonds. Vielleicht kannst du dazu noch etwas sagen, zu dem Multi Asset Fonds.
00: 10:40Antje Schiffler: Genau. In dem Typ von Fonds hat der Manager wiederum mehr Flexibilität, in verschiedene Anteilsklassen zu investieren. Er kann zum Beispiel ein Portfolio bauen, das 60 Prozent aus Aktien besteht und 40 Prozent aus festverzinslichen Papieren und hat so die Flexibilität, den Markt näher zu beobachten und näher darauf auszurichten, dass das Portfolio auch möglichst viel Rendite beschert, auch in unsicheren Zeiten oder wie wir es jetzt haben, in Marktabschwungphasen.
00: 11:12Alfons Niederländer: Das ist fast so eine Art doppelte Diversifizierung.
00: 11:14Antje Schiffler: Ja.
00: 11:14Alfons Niederländer: Einmal natürlich, wenn man verschiedene Aktien darin hat, dass man da das Risiko ein bisschen verteilt und dann auch die Risikoverteilung zwischen verschiedenen Anlageklassen.
00: 11:20Antje Schiffler: Genau.
00: 11:21Alfons Niederländer: Heute ist es nicht mehr ganz so. Aber in der Vergangenheit war es ja oft so, sind Aktien gut gelaufen, waren Anleihen schlecht und umgekehrt. Auch da kann man das Ganze noch einmal ein bisschen ausbalancieren.
00: 11:30Antje Schiffler: Genau.
00: 11:30Alfons Niederländer: Begriffe, die oft fallen, die würde ich gerne noch mit dir kurz besprechen.
00: 11:34Antje Schiffler: Okay.
00: 11:34Alfons Niederländer: Auch Englisch ist so ein bisschen die Sprache der Investmentfonds. ,Growth und Value', wachstumsorientierter Ansatz und wertorientierter Ansatz. Auch da sollten Endanleger und Endanlegerinnen genau hinschauen. Worum handelt es sich dabei? Kannst du es bitte kurz erklären?
00: 11:48Antje Schiffler: ,Growth' ist natürlich eher, wie der Name schon sagt, auf Wachstum ausgerichtet. Das sind eher so die Titel, die theoretisch und in der Historie mehr Rendite beschert haben, letztendlich die traditionell, sage ich mal, fast eher dynamisch sind, während ,Value' eher in den Standardtiteln zu sehen sind und im Moment auch in dieser Marktphase sehr stark unterbewertet sind, letztendlich.
00: 12:16Alfons Niederländer: Ich glaube, klassische ,Growth' oder Wachstumstitel sind die Technologieaktien beispielsweise. Sie sind sehr stark gelaufen seit der Vergangenheit, auch jetzt während der Coronapandemie wieder. Bei Value muss man sich einfach klar machen, das sind Titel, die im Augenblick etwas preiswerter gekauft werden können, als sie tatsächlich wert sind. Da hofft man so ein bisschen, dass die irgendwann ihr ganzes Potenzial entfalten. So, glaube ich, kann man das ganz gut klar machen.
00: 12:35Antje Schiffler: Genau. Zum Beispiel, bei Morningstar berechnen wir den sogenannten fairen Wert, die ,Fair Value' Schätzung. Da sehen wir im Moment ganz stark, dass große Segmente vom Markt - nicht nur in Deutschland, sondern auch in ganz Europa -tatsächlich sehr unterbewertet sind. Da findet man zum Beispiel Energietitel und ähnliche Papiere.
00: 12:54Alfons Niederländer: Da haben wir eben schon kurz über die große Vielfalt der Fonds gesprochen. Wir haben auch eine große Vielfalt bei den Kunden und Kundinnen von Geno Broker. Wir haben ganz junge Anleger dabei. Du hast eben das Beispiel genannt: Jemand hat seine Ausbildung, seine Schulbildung fertig, fängt jetzt an im Job, verdient eigenes Geld. Der möchte sich damit beschäftigen. Wir haben auch die alten Hasen, sage ich mal ganz salopp, die schon seit vielen Jahrzehnten Geldanlage betreiben. Wir haben größere Vermögen, kleinere Vermögen. Meine Frage ist speziell für die Anfänger: Gibt es da bestimmte Fonds, die für jemanden besonders geeignet sind, der gerade anfängt, sich mit dem Thema Fonds zu beschäftigen? Oder gibt es welche, wo man sagt: „Wenn du noch nicht so viel Erfahrung hast, dann lass da vielleicht einmal eher die Finger weg."?
00: 13:31Antje Schiffler: Na ja, jetzt einmal ganz bei Morningstar: Wir würden jetzt keine Anlageempfehlung per se heraus geben.
00: 13:36Alfons Niederländer: Ja, klar.
00: 13:36Antje Schiffler: Das ist ganz klar. Ganz generell sind wir wieder bei den vielen Eiern im Korb. Es bietet sich sicher an, wenn man gerade seinen ersten Fonds aussucht, sich vielleicht nicht ganz speziell auf ein bestimmtes Land oder eine bestimmte Branche zu spezialisieren, sondern dann vielleicht erst einmal wirklich zu schauen: Okay, vielleicht Aktien global, was finde ich da? Selbst an den Produkten auch zu variieren, also, vielleicht auch nicht nur den einen Fonds zu nehmen, sondern dann auch mehrere Fonds, genauso wie man halt nicht nur einen Aktientitel in seinem Fonds haben will. Will man in seinem Portfolio wahrscheinlich letztendlich auch nicht nur einen Fonds haben, der dann alles für einen richten kann. Von daher, immer das breite Streuen.
00: 14:15Alfons Niederländer: Nur gibt es eine sehr schöne Form, die vielleicht auch speziell für jüngere Menschen geeignet ist, nämlich den Fonds Sparplan. Das heißt, man hat nicht die eine große Summe, die man einmalig anlegt, sondern einfach pro Monat ein bestimmten Betrag. Vielleicht kannst du uns einfach ein bisschen etwas zum Thema Sparplan sagen, was die besonderen Vorteile sind.
00: 14:30Antje Schiffler: Das ist eigentlich das, was du schon gesagt hast, ist das Regelmäßige, dass man letztendlich auch einen Dauerauftrag einrichten kann auf sein Depot und vielleicht gar nicht so richtig merkt, dass man spart, mit kleinen Beträgen anfangen kann, vielleicht mit 50 Euro und so dann auch wirklich über vielleicht auch Zinsen und Zinseszinseffekte dann tatsächlich auch ein Vermögen aufbauen kann. Auch da ist wieder zu sehen: Was sind die Gebühren? Das ist halt immer ein bisschen der Fallstrick da, dass man da seine Hausaufgaben macht und wirklich genau sieht: Okay, wenn ich 50 Euro jeden Monat anspare, dann will ich natürlich nicht sehr viel Euro dafür ausgeben, dass der Ausgabeaufschlag anfällt oder die Depotgebühren. Das ist das Wichtige dann.
00: 15:12Alfons Niederländer: Da hast du schon ganz ein ganz wichtiges Stichwort genannt, den Zinseszinseffekt. Dass einfach das Geld, was einmal verzinst ist, immer wieder mitverzinst wird und dazu beiträgt, das Vermögen aufzubauen. Ein zweites wichtiges Stichwort im Zusammenhang mit Sparplänen ist der ,Cost Average' Effekt. Man hört es oder liest es und kann vielleicht im ersten Moment nicht so recht damit etwas anfangen. Vielleicht klären wir kurz noch, was damit gemeint ist.
00: 15:35Antje Schiffler: Ja, das ist ja der Charme dieser Anlageform, sage ich einmal. Märkte schwanken, Kurse gehen nach oben und nach unten. Dadurch, dass man vielleicht zwölf Mal im Jahr oder vielleicht auch nur sechs Mal im Jahr, wenn man alle zwei Monate in den Fonds einsteigt und so einen Sparplan hat, dass man halt auch die Kosten im Durchschnitt praktisch senkt oder viel besser gesagt noch rinmal, dass man nicht nur am höchsten Punkt oder am tiefsten Punkt kauft, sondern dass man gewissermaßen es schafft, den Durchschnitt sogar ein bisschen zu senken.
00: 16:06Alfons Niederländer: Ich glaube, das Spannende an der Sache ist, viele Menschen haben ja Angst: Man legt nur einmal einen Betrag an, plötzlich gehen die Märkte nach unten. Gut, ich verliere mein ganzes Geld. Der Vorteil auch, was du gerade gesagt hast mit dem Durchschnittskosteneffekt, ich habe diesen festgelegten monatlichen Sparrate oder ,Investment' Rate.
00: 16:19Antje Schiffler: Ja.
00: 16:19Alfons Niederländer: Bleiben wir bei 50 oder bei 100 Euro. Die Märkte gehen nach oben. Okay, dann bekomme ich für meine 100 Euro weniger Fondsanteile. Gehen die Märkte aber nach unten, was ja eigentlich schlecht ist, kann ich für meine 100 Euro mehr Fondsanteile kaufen. Wenn dann die Kurse wieder steigen, steigen eben diese vermehrt eingekauften Fondsanteile mit. Dann fallen die Kosten eben auch nicht mehr so stark ins Gewicht an der Stelle. Da haben wir uns recht ausführlich unterhalten. Wir haben über die Vorteile gesprochen, über die Kosten gesprochen, über die verschiedenen Fondsarten, die es gibt. Haben wir aus deiner Sicht einen Aspekt vergessen, der noch unbedingt hinein sollte, den ich jetzt noch nicht angesprochen habe?
00: 16:50Antje Schiffler: Ja, vielleicht tatsächlich auch dieses Zinseszinsphänomen noch einmal. Und zwar gibt es ja auch noch Fondsarten. Einmal gibt es die thesaurierenden und es gibt die ausschüttenden.
00: 16:57Alfons Niederländer: Ganz wichtig, ja.
00: 16:57Antje Schiffler: Das vielleicht noch einmal ganz kurz zur Erklärung: Thesaurierenden sind genau die, die wenn in deinem Fonds Titel sind, die zum Beispiel Dividenden ausschütten, dass diese dann direkt wieder angelegt werden. Du erhältst also für diese ausgeschüttete Summe mehr Anteile, Fondsanteile und sparst sozusagen weiter und das ist der Charme am Zinseszinseffekt. Das heißt, noch einmal: Du merkst es praktisch gar nicht. Es ist kein Geld, das du hattest und dann wieder anlegen musst, sondern es wird für dich angelegt und über die Zeit wächst dein Vermögen dann entsprechend weiter. Während ausschüttende Fonds sind wahrscheinlich eher geeignet für Menschen, die auf Einkommen oder das Einkommen auch mitnehmen wollen, das ihre Fonds oder ihr Vermögen ihnen beschert und das dann halt entsprechend beziehen können, die Dividendenzahlungen.
00: 17:45Alfons Niederländer: Vielleicht zum Abschluss einfach nochmal die Frage, du hast am Anfang schon einmal ganz kurz angesprochen: Jemand hat die Entscheidung getroffen, ich möchte in einen Investmentfonds investieren. Was muss er dann tun? Bevor er wirklich erst einmal Geld überweist und Fondsanteile bekommt, muss er noch einige Schritte gehen. Stichwort Wertpapierdepot. Vielleicht kannst du da noch ein paar Sachen zu sagen?
00: 18:00Antje Schiffler: Ja, genau das. Man muss natürlich erst einmal ein Depot eröffnen bei einer Bank oder Direktbank, die diese Services anbietet. Auch da bietet sich an, erst einmal zu schauen: Was sind die Gebühren, wo ist es günstig? Was kommt mir auch entgegen meinen Gewohnheiten? Ich denke, die meisten Leute werden heutzutage online oder per App unterwegs sein, also dass man da auch entsprechend Zugriff hat und immer wieder die Gebühren vergleichen, auch was die Ausgabeaufschläge angeht. Auch da gibt es Banken, die zum Beispiel auch einmal Aktionen haben, sage ich einmal, oder einfach weniger nehmen als andere Banken. Das sind so die Hebel, die man auch hat, noch einmal als Privatanleger, da so ein bisschen seinen Ertrag, dann letztendlich sein Nettoertrag, ein bisschen aufzupolieren.
00: 18:52Alfons Niederländer: Das ist ganz wichtig, was du sagst, das hatten wir bei anderen Interviews auch schon. Klar, man hat einmal die Profis, die Fondsmanager, die etwas für einen tun. Aber alle Privatanleger und Privatanlegerinnen sind eben aufgerufen, so ein bisschen auch ihre eigenen Hausaufgaben zu machen, sich darüber klar zu werden: Was will ich, wo will ich hin? Und auch zu vergleichen: Welche Angebote sind am Markt?
00: 19:10Antje Schiffler: Ja, und da vielleicht noch einmal auch wichtig, dass man vielleicht sich erkundigt, welche Fonds man haben will, dass man Fonds untereinander auch vergleicht. Da bieten wir auf Morningstar.de eine ganze Palette von Tools an, wo man einmal schauen kann, was ist denn drin in den Fonds, wie könnte mein Portfolio aussehen? Sie können da alle möglichen Informationen zu den Fonds sich abrufen und auch immer wieder Neuigkeiten einlesen. Dafür sorge ich immer, dass da immer aktuelle Artikel auf der Webseite sind.
00: 19:40Alfons Niederländer: Sagt Antje Schiffler von Research House Morningstar. Sie war heute unsere Expertin und Gast im Studio. Danke Antje, herzlichen Dank für deine Einblicke und für deine Zeit.
00: 19:50Antje Schiffler: Danke, dass ich hier sein durfte.
Neuer Kommentar