“Börse – Bulle – Bär” ETFs – Markus Jordan
Shownotes
Episode 5
ETFs -- Markus Jordan
Börsengehandelte Indexfonds, englisch Exchange Traded Fonds, kurz ETFs erfreuen sich großer Beliebtheit. Sie überzeugen immer mehr Anlegerinnen und Anleger durch niedrige Kosten, eine hohe Transparenz und eine breite Auswahl. Um die Anlageform näher vorzustellen hat sich "Börse -- Bulle -- Bär" mit Markus Jordan unterhalten. Er ist Gründer und Herausgeber des Extra-Magazins und betreibt das Anlegerportal extraETF. In dem Gespräch klären wir nicht nur die Unterschiede zu aktiv verwalteten Fonds, sondern zeigen auch, was die Vorteile von ETFs sind, wie sie in der Praxis funktionieren und was Anlegerinnen und Anleger tun müssen, um in ETFs investieren zu können.
Moderation: Alfons Niederländer
Produziert von Matthias Seeger, Alfons Niederländer und Adin Beslic; mit freundlicher Unterstützung von online design Werbung & Medien GmbH
Mehr Infos unter: https://www.genobroker.de/homepage.html
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00: 00:13Alfons Niederländer: Guten Tag, meine Damen und Herren. Herzlich willkommen zu "Börse – Bulle – Bär", dem Wertpapier Podcast von GENO Broker. Mein Name ist Alfons Niederländer. In dieser Ausgabe von Börse Bulle Bär beschäftigen wir uns mit börsengehandelten Indexfonds, sogenannten ETFs. Experte für dieses Thema und Gast bei uns heute ist Markus Jordan. Markus Jordan ist Gründer und Herausgeber des Extra Magazins und er betreibt das Anlegerportal Extra ETF. Hallo Markus, herzlich willkommen bei "Börse – Bulle – Bär".
00: 00:45Markus Jordan: Hallo Alfons, vielen Dank für die Einladung.
00: 00:47Alfons Niederländer: Schön, dass du da bist, Markus. Wenn wir einsteigen, wollen wir vielleicht einfach mal so diese Anlageklasse ETFs als Ganzes betrachten? Ich habe eingangs gesagt, es geht um Börsen gehandelte Indexfonds. Englisch heißt das dann Exchange Traded Fonds- so kommt die Abkürzung ETF zustande. Was ist das Besondere an dieser Anlageform? Was macht sie im Kern aus?
00: 01:05Markus Jordan: Also, erst mal hast du ja schon den Namen genannt und der sagt auch schon sehr viel über die Eigenschaft aus. Es sind börsengehandelte Fonds, also Investmentfonds, die an der Börse gehandelt werden. Und jetzt stellt sich die Frage: Was ist denn dafür verantwortlich, dass der Kurs dieses ETFs sich bewegt? Und das ist immer ein zugrunde liegender Index. Also, es gibt zum Beispiel ETFs auf den Deutschen Aktienindex, den DAX und wenn der Index eben um 5 Prozent steigt als Beispiel, dann bildet der ETF eben genau exakt diese Wertentwicklung ab. Also, der ETF auf den DAX steigt dann auch um 5 Prozent und man hat da also eine sehr, sehr transparente Möglichkeit, um sehr passgenau in verschiedene Märkte zu investieren. Aktienmärkte, Anleihemärkte die Vielfalt ist da eigentlich unbegrenzt momentan.
00: 01:49Alfons Niederländer: Du hast es selber schon gesagt. Auch ETFs sind Fonds. Es ist eine Gattung, eine andere Gattung, die wir haben auch in diesem Podcast schon besprochen, sind aktiv verwaltete Investmentfonds. Vielleicht kannst du kurz ein bisschen die Unterschiede zwischen beiden Formen deutlich machen.
00: 02:03Markus Jordan: Ja, es gibt ein paar. Also, der Hauptunterschied ist erst mal die Art und Weise, was der Index abbildet- Entschuldigung, was der Fonds abbildet bei dem ETF. Der bildet also einfach nur die Entwicklung eines Index ab, zum Beispiel dem DAX, wie ich es schon erwähnt habe. Bei einem aktiv gemanagten Fonds, da ist es so, da sitzt ein Fondsmanager, der aktiv Entscheidungen trifft, welche Aktien kauft er und welche kauft er eben nicht. Und deswegen ist das Portfolio also viel aktiver, viel dynamischer und da kommen mal Aktien rein und mal Aktien raus und der Index ist eben sehr passiv. Da passiert- momentan ist was passiert, da ist eine Aktie wieder ausgetauscht worden, aber in der Regel passiert da keine aktive Anlageentscheidungen, sondern es ist ein statistisches Maß, ein Index. Das ist der Unterschied.
00: 02:47Markus Jordan: Dadurch, dass eben bei dem passiven Fonds, bei dem ETF eben nichts gemacht wird, sind die halt viel, viel günstiger. Das ist dann der weitere Unterschied. Das heißt, man hat bei ETFs wahrscheinlich so Kosten von, sagen wir mal 0,1 bis 0,3 Prozent pro Jahr, je nachdem welchen ETF man da auswählt, währenddessen bei aktiv gemanagten Fonds diese Dienstleistung der aktiven Aktien Auswahl bezahlt werden muss und die würde ich sagen kosten so zwischen 1,5, vielleicht auch mal 2 Prozent pro Jahr.
00: 03:12Alfons Niederländer: Du hast es eben ganz kurz gesagt. Der aktive Manager verwendet ja auch Indexfonds, also Vergleichs-Index und nennt es manchmal Benchmark. Aber er ist eben nicht so 1 zu 1 dran. Er gönnt sich sozusagen Freiheiten, nimmt mal mehr von einem Wert, mal weniger von dem anderen, weicht also etwas davon ab. Aber er misst seine Performance und der ETF kopiert im Grunde genommen akribisch 1 zu 1 den Index. So gibt es ja verschiedene Möglichkeiten, einen Index nachzubilden. Vielleicht setzen wir an dem Punkt mal an, gehen so ein bisschen ins technische Detail, um einfach den Zuhörern klar zu machen: Wie machen ETF sowas? Wie bildet er einen Index nach? Welche Formen gibt es?
00: 03:50Markus Jordan: Da gibt es im Wesentlichen, sagen wir mal zwei Hauptformen. Die eine Form ist, davon spricht man dann von der physischen Index Abbildung, und da werden einfach genau die Wertpapiere gekauft, die in diesem Index enthalten sind. Bleiben wir mal beim DAX, der setzt sich ja aus 40 Aktien zusammen. Und wenn man dann in den ETF schaut, der eben diesen DAX Index abbildet, dann sind wir eben genau in der gleichen Gewichtung wie im Index diese 40 Aktien enthalten. Die andere Variante, das sind dann sogenannte synthetisch abbildende ETFs, da wird ein bestimmtes Finanz-Konstrukt genutzt, ein Vertrag zwischen dem Fonds und einer Investmentbank in der Regel. Die vereinbaren dann eben, dass der Fonds sich dann immer genauso entwickeln soll wie der Index. Das nennt man dann sogenannten Swap und das hat auch wieder bestimmte Vorteile, hat auch ein paar Nachteile für den Anleger.
00: 04:39Markus Jordan: Am Ende ist es so, dass beide Produkte, also egal ob der ETF über einen physisch repliziert wird oder über synthetisch repliziert wird, immer das Ziel hat, den Index möglichst exakt abzubilden. Das ist alles sehr, sehr transparent und das ist eigentlich aus meiner Sicht auch eine der Kern Vorteile neben den Kosten von dem ETF, dass ich immer zu jeder Zeit ganz genau weiß: Wie bin ich eigentlich investiert? Weil das ist ja wichtig, wenn ich mir ein Portfolio zusammenstelle aus verschiedenen ETFs beispielsweise, da will ich doch wissen, wenn heute irgendetwas passiert auf der Welt und die Kurse fallen, was heißt das für mein Portfolio? Also wie verhält sich denn mein Portfolio in dieser Situation? Und diese Transparenz bieten eben ETFs und das finde ich mit als einer der wichtigsten Vorteile von ETFs muss ich sagen.
00: 05:21Alfons Niederländer: Ich fasse es einfach noch mal zusammen, weil wir das jetzt über verschiedene Fragen verteilt haben. Die Vorteile, die du ganz klar benannt hast, einmal die Kosten. Es ist preiswerter als aktiv gemanagte Fonds, weil eben die Dienstleistung des Fondsmanager nicht bezahlt werden muss. Es ist sehr transparent. Man weiß immer sofort, welche Titel beispielsweise in einem Aktien ETF drin sind, was man bei aktiven Fonds natürlich auch rausfinden kann. Da gibt es auch Fact Sheets wo man nachschlagen kann. Du hast gesagt, der dritte große Vorteil war, dass man auch sehr, sehr schnell agieren kann, an der Stelle. Nur ist es, nichts hat nur Vorteile. Es gibt mit Sicherheit auch Nachteile, eine von ETFs und die wollen wir unseren Zuhörerinnen und Zuhörer natürlich auch nicht unterschlagen. Worauf muss man ganz besonders achten? Wo ist möglicherweise noch ein Nachteil der ETF zu den vielen Vorteilen, die du gerade genannt hast?
00: 06:04Markus Jordan: Es kommt halt ein bisschen darauf an, wie ich die Produkte einsetze. Weil, was man nicht bekommt bei einem ETF: Man kriegt nie mehr als der Markt. Ein ETF wird nie eine bessere Wertentwicklung bringen, bleiben wir mal bei dem Beispiel vom DAX Index, als der DAX Index. Vielleicht ein bisschen, aber jetzt nicht eine riesengroße Performance, die vielleicht einen aktiv gemanagten Fonds liefern kann, wenn das eben ein besonders guter Manager ist. Dadurch, dass es so ist, muss ich mir halt genau überlegen, wie ich das Geld investiere in ETFs. Was für eine Anlagestrategie habe ich? Das ist wichtig für die Zusammenstellung eines Portfolios, dass ich mich einfach intensiv mit meiner Anlagestrategie beschäftige und genau überlege: Wie mische ich die ETFs? Wie hoch ist meine Aktienquote beispielsweise? Das heißt, Anleger, die mit ETFs arbeiten, müssen in der Regel sich ein bisschen mehr, sagen wir mal, mit ihrer Geldanlage auseinandersetzen.
00: 06:56Markus Jordan: Wenn ich jetzt einen aktiv gemanagten Fonds habe, gerade zum Beispiel eine Mischform also, der auch in Aktien Anleihen investiert, da lagere ich das sozusagen an den aktiven Fondsmanager aus, und insofern würde ich sagen, ist das ein Nachteil. Also sprich, die ETFs liefern keine Out-Performance, sondern liefern mir immer die Index-Performance. Könnte man als Nachteil auslegen. Ich empfinde es eigentlich als Vorteil und dass ich mich halt intensiver mit den Produkten und mit der Anlagestrategie auseinandersetzen muss.
00: 07:22Alfons Niederländer: Einen möglichen Nachteil möchte ich gern noch aufgreifen. Und zwar hatten wir gerade das Beispiel: Der DAX ist neu zusammengesetzt worden. Ein Unternehmen ist raus, ein neues kommt rein. Dann ist ja ein ETF, der den DAX repliziert, gezwungen, auch in diese Aktien zu investieren. Das heißt, ETFs treiben tendenziell auch die Preise weiter nach oben, weil bei einem solchen Index bei einer Index-Neugewichtung die Nachfrage nach ganz bestimmten Werten steigt. Wie siehst du das aus deiner Erfahrung?
00: 07:49Markus Jordan: Das wird immer wieder so als Grund genannt. Aber, ich entgegne da immer: ETFs machen in Deutschland oder weltweit vielleicht gerade mal 10, 20 Prozent der gesamten in Investmentfonds investierten Gelder aus, also relativ wenig im Verhältnis zu allen anderen Investmentfonds. Wenn jetzt ein Fondsmanager, ein aktiver Fondsmanager, einen Fonds managt, der auch den DAX als Benchmark hätte, dann müsste der da auch irgendwie reagieren. Zumindest muss er sich damit auseinandersetzen, ob er diese Aktie jetzt auch in seinem Portfolio rein nimmt weil, wenn die Aktie nämlich nennenswerten Anteil an dem Index hat, dann hat sie auch einen nennenswerten Anteil auf die Performance des Index, also auf die Wertentwicklung des Index. Das ist natürlich dann für den aktiven Manager auch zugleich ein Risiko, weil wenn diese Aktie dann steigt und er ist nicht dabei, dann hat er wieder eine andere Performance und das möchte er ja nicht, weil er kriegt ja mehr Geld dafür, dass er eine Out-Performance liefert.
00: 08:39Markus Jordan: Deswegen sehe ich dieses Argument nicht, vor allem nicht, das präferieren wir ja immer, möglichst breit gestreut zu investieren. Da ist der DAX auch aus meiner Sicht nicht das beste Beispiel. Ich habe es jetzt nur genommen, weil man das halt am leichtesten verstehen kann. Es gibt andere Indizes, die weltweite Index-Märkte oder Aktienmärkte abbilden, wo dann 1000 1500 oder noch mehr Aktien enthalten sind, so zum Beispiel MSCI World, Emerging Markets oder von anderen Anbietern. Diese ETFs aus meiner Sicht sind die, die man eigentlich wirklich nutzen sollte zum langfristigen Vermögensaufbau, weil einfach viele Anlage-Risiken nochmal deutlich minimiert werden. Bei so einem großen Markt-breiten Index, wo zig Milliarden Euro weltweit oder Billionen Euro wahrscheinlich sogar investiert sind, nicht in die ETFs, aber in die anderen Fonds, sehe ich einfach nicht, dass da nur, weil da ETFs so ein bisschen Anlage Volumen mehr bekommen, dass die dann Kurse nach oben treiben.
00: 09:33Markus Jordan: Ausnahme, vielleicht kurz noch als Ergänzung, Ausnahme könnten natürlich sein irgendwelche Themen, Produkte oder sehr spezialisierte Produkte, wo dann vielleicht eine einzelne Aktie auch einen riesengroßen Anteil in dem ETF oder in dem Index dann hat. Da könnte das passieren. Aber das gilt definitiv nicht für große Marktbreit gestreute Indizes.
00: 09:51Alfons Niederländer: Es war mal die ganze Zeit so ein bisschen auf der oberen Ebene und haben uns die, diese Anlage Lösung ETF so ein bisschen von oben angeschaut. Jetzt wollen wir noch ein bisschen ein Schritt runtergehen. Es gibt ein extrem großes Angebot an ETFs, unter denen die Privatanleger und Privatanlegerinnen auswählen können. Jetzt versuchen, ein bisschen Struktur reinzubringen. Welche Arten, welche Gruppen von ETFs gibt es, an denen sich Anleger orientieren können?
00: 10:12Markus Jordan: Grundsätzlich, wenn man mal bei den Anlageklassen bleiben, da gibt es natürlich Aktien-ETFs, es gibt Anleihen-ETFs, Rohstoff-ETFs, theoretisch Immobilien-ETFs, wobei da nicht in Immobilien direkt investiert wird, sondern auch in Immobilien-Aktien. Eigentlich ist es ein Aktien ETF und da gibt es auch noch so Portfolio-Konzepte wo man mit einem ETF in verschiedene Anlageklassen investiert. Das sind quasi so gebündelte Pakete, darüber würde ich sagen, das sind so die wesentlichen Klassen. Es gibt noch ein paar total Segmente, die sind aber für Privatanleger, meine ich, eher nicht so relevant. Die meisten Privatanleger kaufen ETFs, weil sie damit langfristig Vermögen aufbauen wollen und da sind natürlich dann die Aktien-ETFs relevant. Die letzten Jahre waren Anleihen-ETFs eher nicht so relevant für Privatanleger, weil es eben keine Zinsen gab. Das ändert sich gerade. Deswegen kann ich mir gut vorstellen, dass in den nächsten Jahren auch wieder Anleihen-ETFs einen größeren Stellenwert in den Portfolios von Privatanlegern haben werden.
00: 11:07Alfons Niederländer: Du hattest eben schon kurz drüber gesprochen- über die Indizes, die von ETFs nachgebildet werden. Du hast als Beispiel den DAX genannt oder auch den MSCI-Welt. Aber das sind ja die ganz klassischen traditionellen Indizes, die ein ETF nachbilden kann. Die Tendenz geht auch so ein bisschen dazu, eigene Indizes zu schaffen, um darauf dann einen ETF auflegen zu können. Vielleicht kannst du uns dazu ein bisschen was sagen.
00: 11:27Markus Jordan: Das trifft im Wesentlichen ja auch diese Themen ETFs zu. Wenn ich zum Beispiel in Solar-Aktien thematisch investieren will oder in Metaverse, sind jetzt ein paar ETFs in den letzten Monaten rausgekommen. Das gilt aber nicht für diese Marktbreiten und Indizes. Und, ich glaube, man muss immer gucken, man tendiert immer dazu, dass man immer sozusagen die Nadel im Heuhaufen sucht, wenn man sich mal davon loslöst. Nochmal zusammengefasst: Was bietet mir oder was ist die große Chance, die ich mit einem ETF tun kann? Die Chance ist, ich dekomplexiere meine gesamte Geldanlage. Ich kann super simpel mit ein, zwei ETFs zu sehr niedrigen Kosten breit gestreut, weltweit in die Aktienmärkte investieren. Das ist eine hervorragende Möglichkeit, das zu tun, weil eben viele Anlage-Risiken von einzelnen Aktien, von einzelnen Ländern, von einzelnen Branchen, von einzelnen Währungen alle quasi ausgeschaltet werden, weil ich eben immer einen Korb von verschiedenen Investments habe und das ist das, worauf man bei ETFs den Fokus legen sollte.
00: 12:25Markus Jordan: Natürlich gibt es bestimmte ETFs, die sehr konzentriert sind, wo nur wenige Aktien drin sind, die spezielle risikoreiche Anlage Märkte abbilden. Aber, das ist auf jeden Fall ein ganz kleiner Anteil an den ganzen ETF-Markt. Das meiste Geld geht in den Marktbreiten großen ETF.
00: 12:41Alfons Niederländer: Nur sind die Anleger und Anlegerinnen, die mit GENO Broker zusammenarbeiten recht breit gefächert. Wir haben recht junge Menschen, die das machen. Wir haben ältere Menschen, wir haben Neulinge an der Börse, sage ich mal, aber auch erfahrene Anleger. Gibt es ETFs, die für Anleger besser geeignet sind oder was muss man mitbringen, wenn man schon ein bisschen Erfahrung hat? Auf welche ETFs kann man dann zurückgreifen? Gibt es da ein paar Eckpunkte oder Anhaltspunkte, die du uns nennen kannst? Welcher ETF ist für welchen Anleger Typ, für welche Anleger Erfahrung geeignet?
00: 13:09Markus Jordan: Ja, ich glaube, wenn man es mal nicht so sehr auf die Erfahrung bezieht, sondern vielleicht auch auf die Lebenssituation. In welcher Situation befindet man sich? Ein junger Mensch, der jetzt gerade anfängt, der jetzt anfängt zu sparen, der macht vielleicht einen Sparplan und kauft da in regelmäßigen monatlichen Abständen an einen ETF. Jetzt hat er noch nicht zu viel Geld, weil er vielleicht nur 50 100 Euro im Monat ansparen kann. Da macht es keinen Sinn, zehn ETFs auszuwählen, sondern da reicht es ja im Prinzip, wenn ich mal mit einem ETF anfange und da muss ich leider mich wiederholen, einfach möglichst breit gestreuten ETF, Aktien-ETF mal anfangen und meine Erfahrungen machen. Sagen wir, ein älterer oder ein vermögender Anleger, der schon 50, 60, vielleicht 100.000 Euro auf dem Konto hat, der kann natürlich überlegen, ob er das nicht vielleicht aufteilt, sein Welt-Investment, weil er kann, könnte theoretisch einen ETF kaufen, mit dem er die ganze Welt abdeckt.
00: 13:57Markus Jordan: Er könnte aber auch sagen: Nein, ich mach das selber, ich kaufe mir ein Europa-ETF, ich kaufe mir ein USA-ETF, ich kaufe mein Japan-ETF und meinetwegen noch ein China-ETF. Dann habe ich mit diesen vier ETF habe ich dann auch die Welt abgedeckt, aber in einer anderen Mischung. Dann ist es halt schon ein bisschen komplexer, weil er nicht nur einen, sondern vier hat. Deswegen, ich glaube, wenn man ETFs als Baukasten sieht, also als Tools, man kann je nach Bedarf und nach Neigung und nach Grad der Aktivität, die man da selbst in so eine Geldanlage stecken will, kann man sich da einfach die passenden Produkte für sich raussuchen.
00: 14:29Alfons Niederländer: Du hast es gerade genannt. Man kann mithilfe von ETF sich auch ein komplettes Portfolio zusammenstellen, also fast eine eigene Art Vermögensverwaltung durchführen und auch das Risiko ein bisschen streuen an der Stelle. Nun gehen wir nochmal einen Schritt tiefer, werden noch ein bisschen handwerklicher, immer... bleiben wir ruhig bei einem jungen Menschen, fängt seine Ausbildung an, sagt: Ich will was zurücklegen. Wie mache ich das, wenn jemand die Entscheidung getroffen hat? Ich will ein Fonds ETF Sparplan anfangen. Keine Ahnung, mit 50, mit 100 Euro im Monat. Wie muss er das konkret anstellen, um einen ETF regelmäßig besparen oder auch einmalig kaufen zu können?
00: 15:01Markus Jordan: Ja, also der Prozess ist, glaube ich immer das Gleiche. Erst mal brauche ich ein Depot, also ich muss irgendwo eine Bank haben, wo ich das abwickeln kann. Das ist mal die Grundvoraussetzung, weil ich kann ETFs nicht einfach irgendwo im Laden kaufen. Ich muss da ein Depot bei einer Bank haben. Wenn das erledigt ist, dann muss ich mich erst mal mit meiner Anlagestrategie, also mit meinen Anlage-Zielen, dann beschäftigen. Warum mache ich das überhaupt? Was will ich damit bezwecken? Wie lange will ich das Geld anlegen? Weil es ist ein signifikanter Unterschied, ob ich jetzt sage, ich mache das für die Altersvorsorge mit meinetwegen 30 Jahre Anlagehorizont. Oder ich mache das, weil ich was ansparen will, um in fünf Jahren in Urlaub zu gehen. Das ist also ein massiver Unterschied.
00: 15:40Markus Jordan: Und wenn man das aber für sich definiert hat, bleiben wir mal bei dem Beispiel Altersvorsorge. Das ist wahrscheinlich für die meisten das wichtigste Ziel. Dann kommt man irgendwann mal auf die Ebene: Okay, wie will ich das machen? Also, was ist mir denn da wichtig, will ich in deutsche Aktien, will ich in internationale Aktien? Man hat es schon ein bisschen rausgehört. Ich sage immer möglichst breit gestreut.
00: 16:00Alfons Niederländer: Weit streuen, international.
00: 16:01Markus Jordan: Genau. Also, man findet dann irgendwo die Entscheidung: Okay, ich will weltweit streuen. Da gibt es dann verschiedene Möglichkeiten, da muss ich mich ein bisschen einlesen, ein bisschen Arbeit muss ich machen, aber das ist halb so wild. Da gibt es viele Ratgeber-Seiten im Internet und dann muss ich mich aber erst mal mit dem Index auseinandersetzen. Also, was ist denn der MSCI-World, den wir vorhin schon angesprochen hatten. Was ist denn der? Was ist denn das eigentlich?
00: 16:22Alfons Niederländer: Welche Länder sind drin? Welche Unternehmen sind drin?
00: 16:24Markus Jordan: Ganz genau. Ja, also in dem Fall, Industrieländer. Auch hier. Was ist mit China? Was ist mit Brasilien? Da brauche ich mir dann einen MSCI Emerging Market dazuholen. Dann hat man schon zwei ETFs oder man nimmt einen ETF, der das bündelt. Das ist dann der MSA CPI. Da gibt es verschiedene Spielarten und damit muss man sich auf einer ganz oberen Ebene mal beschäftigen. Machen wir es einfach: Der hat sich dann entschieden, er sucht einen ETF auf den MSC Sea World und erst dann, wenn das getroffen ist, dann geht man auf die ETF Suche. Es gibt glaube ich 17 oder 18 ETFs, die den MSCI World in seiner Reinform, also die Basis-Form sage ich mal, abbilden. Und da sind dann Parameter, wie zum Beispiel: Will ich einen ausschüttenden? Also, will ich regelmäßige Erträge haben? Macht beim Sparplan wahrscheinlich nicht so viel Sinn, also nehme ich eher ein isolierenden.
00: 17:08Markus Jordan: Will ich einen speziellen Anbieter haben, will ich iShares nehmen? Das ist der Marktführer oder, was weiß ich, finde ich einen ETF von X Trackers aus der DWS besonders spannend? Also, da kann man sich dann auch so ein bisschen nach seinem Gusto sich die Produkte heraussuchen. Und wenn man das dann für sich entschieden hat, dann lockt man sich in seinen Bank Depot ein und erteilt der Bank dann einen Dauerauftrag zum Kauf von diesen Wertpapieren. Und das funktioniert dann bei einem Sparplan halt so, dass ich dann sage: Liebe Bank, ich möchte diesen ETF jeden Monat am, was weiß ich, 5. eines Monats für 100 Euro kaufen, ab sofort. So und dann guckt die Bank quasi jeden Tag nach und an den entsprechenden Terminen wird er dann gekauft.
00: 17:48Alfons Niederländer: Schon ist der Sparplan auf den Weg gebracht. Wir haben uns recht ausführlich über die Vorteile von ETFs unterhalten, haben auch ein paar Nachteile aufgezeigt, haben klar gemacht, dass es eine große Vielfalt an Produkten, an Anbietern gibt. Haben wir einen Aspekt vergessen? Markus, der aus deiner Sicht besonders wichtig ist und den wir hier noch aufnehmen sollten, in die Episode unseres Podcasts.
00: 18:05Markus Jordan: Ja, ich denke nochmal auf den Punkt herauszukommen, dass... der ETF ist nur ein Produkt. Das ist ein ein Tool, um mein Geld zu investieren. Das, was ich gerade schon angesprochen hatte, das ist die letzte Stufe, sozusagen bevor ich investiere, ist die Produktauswahl. Es gibt so viele Fragestellungen, die ich mir als Anleger erst mal selbst stellen muss, wie ich investieren will und wie lange und so weiter. Was sind meine Ziele? Das ist eigentlich das Entscheidende. Und das ist auch der größte Aufwand bei der Geldanlage aus meiner Sicht. Erstmal das für sich zu definieren. Und zwar aus folgendem Grund: Momentan sind die Märkte schwierig und da muss man ehrlicherweise sagen, die Märkte sind immer schwierig. Es gibt immer irgendwelche Krisen auf der Welt, immer irgendwas findet man immer, was negativ ist.
00: 18:46Markus Jordan: Und das führt dazu, dass man dann verunsichert ist und im Zweifelsfall dann gar nichts macht. Wenn ich aber eine klare Strategie habe, wenn ich weiß, was ich tue, wenn ich weiß auch, warum ich das tue, dann kann ich in Krisen viel leichtere Anlageentscheidungen treffen oder auch meine Anlagestrategie treu bleiben, weil ich ja einen klaren Weg vor Augen habe. Das ist ungefähr genauso wie bei einer Wanderung. Wenn ich einfach nur so drauf zu laufe, dann habe ich vielleicht nach einer Stunde keine Lust mehr, weil ich habe überhaupt gar kein Ziel. Ich weiß ja gar nicht, wo ich hinlaufen soll. Wenn ich aber eine Wanderung mache, dann überlege ich mir: Okay, ich will heute Abend meinetwegen in dieser Hütte übernachten. Der Weg wird am Anfang vielleicht ein bisschen schwieriger sein.
00: 19:19Markus Jordan: Danach kommt ein flaches Stück, aber das kriege ich dann auch noch hin, weil ich will ja abends in der Hütte sein und dann mache ich das auch und dann ziehe ich das durch. Das ist im Anlage, im Anlage-Genre sozusagen oder in der Anlage-Strategie ist der schwierigste Teil. Ziele definieren und überlegen warum macht man das? Und die Umsetzung mit ETFs, das ist eigentlich das Einfachste, weil da muss man sich dann einfach ein Produkt aussuchen, da kann man auch nicht so viel falsch machen. Da wird immer so viel in die Produktauswahl Energie reingesteckt und das ist aber nicht das Entscheidende.
00: 19:47Alfons Niederländer: Anlegerinnen und Anleger müssen ihre Hausaufgaben machen, müssen sich überlegen, was sie wollen. Das Produkt kommt dann ganz automatisch und ganz am Ende, sagt unser Experte Markus Jordan. Markus, herzlichen Dank für deine Zeit. Danke, dass du heute bei uns warst.
00: 20:00Markus Jordan: Sehr gerne. Vielen Dank nochmal für die Einladung.
00: 20:02Alfons Niederländer: Sehr gern.
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