“Börse – Bulle – Bär” Zertifikate – Falko Block
Shownotes
Episode 4
Zertifikate -- Falko Block
Die Welt der Zertifikate ist vor allem eins: bunt und vielfältig. Das Angebot an Zertifikaten ist riesig und für Privatanlegerinnen und Privatanleger schwer zu überblicken. Aus diesem Grund hat "Börse -- Bulle -- Bär" Falko Block gebeten, etwas Licht ins Dunkel zu bringen. Er arbeitet für die DZ Bank. Als Senior Manager im Kapitalmarktgeschäft des Unternehmens kümmert er sich um Anlage- und Hebelprodukte für Privatanleger. Und im Podcast erklärt er, wie Zertifikate funktionieren, welche Typen von Zertifikaten es gibt und was ihre Vor- und Nachteile sind.
Moderation: Alfons Niederländer
Produziert von Matthias Seeger, Alfons Niederländer und Adin Beslic; mit freundlicher Unterstützung von online design Werbung & Medien GmbH
Mehr Infos unter: https://www.genobroker.de/homepage.html
Transkript anzeigen
00: 00:14Alfons Niederländer: Guten Tag, meine Damen und Herren! Herzlich willkommen zu „Börse – Bulle – Bär“, dem Wertpapier-Podcast von GENO Broker. Mein Name ist Alfons Niederländer. In der heutigen Ausgabe von „Börse – Bulle – Bär“ beschäftigen wir uns mit Zertifikaten. Experte für das Thema und Gast bei uns im Studio ist Falko Block. Falko Block arbeitet für die DZ BANK, also für die Muttergesellschaft des GENO Broker. Genauer gesagt ist er dort Senior Manager im Kapitalmarktgeschäft und kümmert sich um Anlage- und Hebelprodukte für Privatkunden. Falko, herzlich willkommen bei „Börse – Bulle – Bär“!
00: 00:48Falko Block: Hallo und vielen Dank für die Einladung!
00: 00:50Alfons Niederländer: Falko, die Aktienkultur in Deutschland wird immer wieder besser. Die Menschen wissen, was eine Aktie ist, wie sie funktionieren. Wozu brauchen die jetzt Zertifikate?
00: 00:58Falko Block: Ja, das ist eine gute Frage. Also, dass die Aktienkultur sich zunächst einmal in Deutschland positiv entwickelt, das erfüllt uns alle mit Freude. Und ich muss auch als Grundlagenwissen zunächst einmal wissen, was Aktien sind und verstanden haben, dass ich mich da an einem Unternehmen beteilige. Bei Aktien ist es nun so: Ich gewinne im Großen und Ganzen eigentlich nur dann, wenn ein Unternehmen gute Zahlen bringt, wenn sich die Aktie entsprechend stetig nach oben entwickelt, gegebenenfalls natürlich noch eine Dividendenrendite, dann kann ich auch von einer Aktie profitieren, wenn sie seitwärts verläuft, aber im Grunde möchte ich mich ja an einem Unternehmen beteiligen, wenn es gut performt und die Aktie steigt. Jetzt gibt es aber auch Börsenphasen oder auch Unternehmen, in denen ist das nicht immer so, dass die Aktie steigt und ich daran profitieren kann. Und jetzt stellt sich natürlich vielleicht dann der etwas fortgeschrittenere Anleger – das muss man auch ganz ehrlich sagen, für die sind Zertifikate eher gedacht – die Frage: Wie kann ich denn entsprechend auch an seitwärts oder vielleicht sogar an fallenden Börsen partizipieren? Und da bieten Zertifikate eine Möglichkeit, weil diese bieten entsprechend an, dass sie in allen Börsenphasen eine Rendite bringen, wenn ich dann entsprechend zu meiner Anlage, Meinung das passende Produkt heraussuche.
00: 02:00Alfons Niederländer: Welche Merkmale und Charakteristika haben denn Zertifikate, damit die auch in den weniger guten Börsenphasen performen können?
00: 02:07Falko Block: Das Besondere an Zertifikaten ist: Ein Emittent, so nennt sich das dann, das ist in der Regel eine Bank, baut so ein Zertifikat und das basiert immer auf einem Basiswert, zum Beispiel auf einer Aktie, zum Beispiel der Siemens, der Daimler oder auch dem DAX. Zusätzlich verkauft derjenige, der das Zertifikat hat, indirekt an diese eine Bank, an diesen Emittenten, Volatilität. Volatilität, das ist das, was eine Aktie interessant, aber auch nervig macht: steigende und fallende Kurse immer in Abwechslung. Je stärker die Kurse steigen und fallen, desto höher ist die Volatilität. Und die Zertifikate verbriefen diese Volatilität. Das heißt, die Volatilität wird in das Produkt eingebaut und können dann zum Beispiel Rendite generieren. Oder aber ich kann zum Beispiel auch Absicherungspuffer generieren, sodass selbst wenn die zugrunde liegende Aktie ein bisschen fällt, kriege ich trotzdem noch eine ordentliche Rendite heraus. Und so kann ich mir ganz genau zu der Zielsetzung, die ich habe, was ich glaube, was ein Basiswert, also eine Aktie, machen wird, das genau passende Produkt heraussuchen. Aber, ganz klar, dann muss entsprechend diese Meinung auch aufgehen.
00: 03:10Alfons Niederländer: Dass man Geld verdienen kann, wenn Kurse steigen, erschließt sich von selbst, auch bei einem Zertifikat. Jetzt kann man mit dem Zertifikat auch Geld verdienen, wenn Kurse fallen. Es muss ja eine ganz besondere Beziehung geben zwischen diesem Zertifikat als abgeleitetem Wertpapier und dem Basiswert, also der Aktie, wie du es gesagt hast. Wie müssen denn beide zusammenspielen? Wie muss sich der Kurs der Aktie entwickeln? Und wie muss ich das Zertifikat entwickeln, damit ich auch in negativen Märkten positive Rendite erzielen kann?
00: 03:35Falko Block: Es gibt ganz spezielle Zertifikate, das ist jetzt ein sehr spezieller Zweig, der wirklich davon profitiert, wenn die Aktie fällt, aber die meisten Produkte sind so gebaut, dass zum Beispiel die Aktie einen gewissen Prozentsatz, nicht allzu viel, aber einen gewissen Prozentsatz fallen kann. Und trotzdem bekomme ich noch eine im Voraus fest definierte Rendite. Die Aktie darf natürlich nicht zu stark fallen, auch dann kann ich Verluste erleiden, aber die sind dann zum Beispiel nicht so groß, als wenn ich die Aktie direkt gekauft hätte. Zertifikate eignen sich deswegen auch, um dem ein bisschen vorauszugreifen, auch immer zur Depot-Beimischung. Da kann ich zusätzliche Rendite generieren oder in Börsenphasen Gewinne erzielen, wenn ich mit meinem Aktienportfolio, was vielleicht die Basis sein sollte, nicht den gewünschten Erfolg erzielen kann.
00: 04:16Alfons Niederländer: Ein anderes beliebtes Anlagevehikel sind Investmentfonds. Großer Nachteil: Es dauert meist ziemlich lange, bis so ein Fonds auf dem Markt verfügbar ist. Der Zulassungsprozess ist komplex, der Fonds-Prospekt muss geschrieben werden. Ist das bei Zertifikaten genauso?
00: 04:30Falko Block: Bei Zertifikaten, die schon existieren auf gewisse Basiswerte wie Aktien, ist das ein sogenanntes Massengeschäft. Das heißt, wir emittieren auf einzelne DAX-Werte oder auf die Indizes selbst jeden Tag Hunderte, wahrscheinlich sogar Tausende von Produkten. Und das ist entsprechend sofort am Markt. Das heißt, da überlegt sich ein Händler, vielleicht auch ein Produktteam, noch kurz: Was brauchen wir denn? Wir sagen immer gerne: Wir schließen die Lücken im Supermarkt, die wir sehen. Da fehlen gerade Dosen-Ravioli mit Basilikum oder Ähnliches, und dann wird das entsprechend dann ganz schnell in die Palette geschoben. Das geht jeden Tag alles standardisiert.
00: 05:01Alfons Niederländer: Das heißt, wenn ihr bei der DZ BANK ein Marktthema entdeckt oder Chancen entdeckt, könnt ihr sehr schnell und sehr gezielt ein Zertifikat entwickeln, um genau diese Chancen nutzen zu können, richtig?
00: 05:11Falko Block: Wir sind jetzt nicht so, dass wir entsprechend sagen: Wir haben Themen wie 3D-Druck oder Drohnen oder was auch immer, oder Wasser oder dergleichen, darauf sind wir nicht spezialisiert. Im Endeffekt ist es so, dass wir uns natürlich anschauen: Welche Basiswerte, also welche Aktien, sind gerade interessant? Welche sind im Gespräch? Natürlich decken wir dabei den DAX ab, den MDAX, die ganzen anderen großen und kleinen Indizes. Aber wenn entsprechend Einzelwerte sehr gesucht werden, dann läuft ein Prozess. Das geht allerdings auch nicht von heute auf morgen, das dauert auch eine gewisse Zeit und dann kann das Produkt dauerhaft und immer wieder herausgebracht, man sagt dazu „emittiert“ werden.
00: 05:45Alfons Niederländer: Nehmen wir doch einmal den Endanleger und die Endanlegerin etwas genauer, etwas präziser den Blick. Einen Vorteil von Zertifikaten hast du genannt: Auch wenn die Börsen nicht so toll laufen, wenn die Kurse seitwärts oder leicht fallen, kann man damit Geld verdienen. Gibt es weitere Vorteile, die für Zertifikate sprechen und die für Endanleger und Endanlegerinnen interessant sein könnten?
00: 06:06Falko Block: Sie haben noch zusätzlich den Vorteil, wie gesagt, dieses mit dem Thema Volatilität. Das ist, glaube ich, ein ganz wichtiger Faktor. Das heißt also, es ist der Vorteil, aber man muss sich damit auch beschäftigen. Volatilität hat jetzt so ein bisschen den Nachteil: Ich kriege ihn nicht an jeder Ecke, ich muss mich schon entsprechend gut damit auseinandersetzen. Aber das, was eigentlich an einer Aktie, ich will einmal sagen, so ein bisschen nervt, dieses Auf und Ab, das kann ich in dem Zertifikat im positiven Sinne herausbringen. Ich kann mir genau für meine Marktmeinung, was ich erwarte, in einem Wert oder in einem Markt, das passende Produkt heraussuchen und kann entsprechend dann sagen, je nachdem wie viele Chancen und Risiken ich haben möchte, das genau passende Produkt heraussuchen.
00: 06:44Falko Block: Und der größere Vorteil ist sicherlich noch: Zertifikate ermöglichen es Anlegern, in Produkte zu investieren, die ansonsten insbesondere für Privatanleger nicht kaufbar sind. Der große Bereich sind die Rohstoffe. Als Privatanleger kann ich nun einmal nicht in Gas, in Öl oder in einzelne Edelmetalle in der Regel investieren. Silber und Gold kann ich vielleicht noch kaufen. Hier bei uns, glaube ich, bei der ReiseBank, unserer Tochter, da kann man so etwas noch kaufen. Aber ansonsten kann ich zum Beispiel Edelmetalle oder sonstige Industrie-Metalle nicht kaufen, das geht nur über Zertifikate.
00: 07:14Alfons Niederländer: Nun müssen wir fairerweise und der Vollständigkeit halber sagen: Beim Investieren gibt es nicht nur Chancen, sondern auch Risiken. Das gilt auch für Zertifikate. Worauf müssen Anleger besonders achten, wenn sie mit dem Gedanken spielen, in Zertifikate zu investieren?
00: 07:29Falko Block: Die meisten Zertifikate haben eine begrenzte Laufzeit. Wenn ich mich bei einer Aktie, ich würde einmal sagen, verspekuliert habe oder das Unternehmen ist grundsätzlich in Ordnung, der Markt ist aktuell gerade nicht so der Meinung, dass das Unternehmen jetzt der Top-Performer ist, oder das Unternehmen hat einmal einen Durchhänger, man glaubt aber grundsätzlich daran, dann kann man die Aktien in seinem Portfolio einfach liegen lassen. Das geht mit Zertifikaten nicht. Die haben in der Regel eine begrenzte Laufzeit. Die meisten Produkte, die wir herausbringen, haben 12, 18 oder 24 Monate Laufzeit, danach enden sie. Wenn danach erst der Basiswert in eine Richtung sich entwickelt, die dann positiv für das Zertifikat ist, kann es sein, dass ich nicht die Rendite erwirtschaftet habe, die ich mir erhofft habe oder sogar Verluste erleide. Das heißt also, in den meisten Zertifikaten ist es auch so: Wenn die Aktie kräftig fällt, auch dann bewahrt mich das Produkt natürlich nicht vor Verlusten und ich kann es, wie gesagt, nicht aussitzen.
00: 08:15Alfons Niederländer: Du hast es vorhin schon kurz angedeutet: Zertifikate sind möglicherweise nicht die optimale Lösung für einen Börsenneuling, für den Börsenanfänger, eher für den erfahrenen Anleger. Aber ich hörte das so ein bisschen heraus: Trotzdem muss jeder so ein bisschen etwas tun, im Sinne von Research und sich umschauen, sich selbst eine Meinung bilden. Wie kann ein versierter Anleger, für den Zertifikate möglicherweise geeignet sind, das passende Zertifikat für sich finden?
00: 08:40Falko Block: Es gibt von den Emittenten, also den Banken, die diese Zertifikate herausgeben, auch schon aus eigenem Interesse natürlich einen riesigen Fundus an kostenfreien und sehr, sehr hochwertigen Informationen. Da sind wir auch in Europa, hier in Deutschland ganz weit führend. Das gibt es so im Ausland teilweise überhaupt nicht. Und da gibt es YouTube-Sendungen, es gibt Webinare, wir selbst bieten zum Beispiel jeden Montagabend ein kostenfreies Webinar an, wo wir solche Produkte erklären und die Basiswerte dazu. Wir haben selbst jetzt einen Podcast gestartet vor einiger Zeit, oder es gibt entsprechend noch Grundlagenbroschüren, die man auf den Seiten der Emittenten sich herunterladen kann.
00: 09:13Falko Block: Es gibt auch eine Interessensvertretung, das ist der Deutsche Derivate Verband, das ist quasi so die graue Eminenz und unser Interessenverband, und der bietet auch auf seinen Seiten ganz viele Informationen, kleine Kurzvideos, aber auch umfangreiche Broschüren. Und so kann jeder, der entsprechend Zeit und Muße hat, sich wie, ich sage einmal, im kleinen Selbststudium das selbst beibringen. Aber auch hier, Social Media lässt grüßen, da gibt es mittlerweile ganz viele vorgetragene Artikel, sodass man das entsprechend vielleicht gerade beim Wäschebügeln oder Ähnliches sich einfach einmal anhören kann.
00: 09:42Alfons Niederländer: Sehr gut. Nehmen wir an, das Research ist abgeschlossen. Man hat die Broschüren gelesen, hat alles verstanden, hat sogar ein Zertifikat für sich selbst entdeckt. Was können und müssen Anlegerinnen und Anleger anschließend tun, um das Zertifikat tatsächlich erwerben zu können? Wie kommen sie da heran?
00: 09:59Falko Block: Es gibt in der Regel auf den Seiten der Emittenten, wenn man entsprechend sagt: „Ich möchte jetzt von diesem Anbieter ein Zertifikat haben“, oder neutral, man geht auf ein Finanzportal, dort gibt es, genauso wie man sich über Aktien informieren kann oder über Währungen, gibt es mittlerweile einzelne Seiten nur über Derivate oder Zertifikate. Und dort kann man entsprechend dann sagen: Welchen Basiswert, also welche Aktie zum Beispiel möchte ich haben? Wie lange soll das Produkt laufen? Welche Renditechance und welche Risiken bin ich bereit einzugehen? Und dann gibt es dort Suchmaschinen, die werfen dann das passende Produkt aus. Dann kann ich es auswählen, dann habe ich wie bei einer Aktie auch eine Wertpapierkennnummer, WKN, und die kann ich dann entsprechend bei meinem Broker eingeben. Dann wird mir das Produkt angezeigt. Dann habe ich natürlich noch die Möglichkeit, an einer verschiedenen Börse zu kaufen. Oder, das ist vielleicht auch noch ein besonderes Merkmal an Zertifikaten, beim Emittenten direkt kann man das kaufen, das ist in der Regel dann etwas günstiger, weil ich keine Börsengebühren habe. Und dann kann ich das Produkt wie jede normale Aktie in mein Portfolio kaufen.
00: 10:55Alfons Niederländer: Das heißt, man braucht auch ein Wertpapierdepot, richtig? Also müsste man auch über GENO Broker Zertifikate zum Beispiel der DZ Bank kaufen können?
00: 11:02Falko Block: Ja, absolut. Aber ich brauche auf jeden Fall ein Depot und, das kommt noch ein bisschen darauf an, natürlich brauche ich auch eine gewisse Kenntnis, das kommt dann entsprechend, hängt ein bisschen vom Broker ab. Aber wenn ich natürlich etwas spekulativere Produkte kaufen möchte, die ein bisschen mehr Risiko oder Rendite mir dann auch geben, dann kann es eventuell sein, dass ich vielleicht, wenn ich ganz zu Anfang gesagt habe, ich bin ein sehr konservativer Anleger, vielleicht noch einmal nachgeschult werden muss. Aber das bietet ja dein Broker dann auch an, das muss ich noch berücksichtigen, also dass ich nicht von Anfang an gleich einsteige. Aber ansonsten ist das ein Prozess, wie gesagt, wie beim Kauf einer normalen Aktie auch. Natürlich immer wieder ein bisschen draufschauen. Aber der Vorteil ist noch, dass die meisten Zertifikate nicht so stark schwanken wie die Aktien, weil, ich sage einmal, die wichtigen Bewegungen kommen dann erst so zum Ende und es gibt dann Produkte, die sind zum Beispiel deutlich weniger reagibel als eine Aktie selbst. Da kann ich sogar vielleicht ein bisschen besser mit schlafen.
00: 11:51Alfons Niederländer: Perfekt. Du hast es vorhin schon kurz angedeutet: Es gibt eine große Vielfalt von Zertifikaten. Das macht es natürlich für Endanleger und Endanlegerinnen nicht gerade einfach, eines zu finden. Vielleicht versuchen wir aber, ein bisschen Licht ins Dunkel zu bringen, oder genauer gesagt: Lass uns einmal versuchen zu strukturieren. Ich glaube, man kann ganz gut einzelne Gruppen oder Zertifikatearten, Zertifikatetypen unterscheiden. Vielleicht kannst du uns einfach einmal die wichtigsten nennen, die auch für Endanleger und Endanlegerinnen infrage kommen, und uns dann erklären, was so die Besonderheiten dieser einzelnen Zertifikatetypen sind.
00: 12:24Falko Block: Zunächst einmal unterscheiden wir natürlich zwischen den Anlagenzertifikaten, das sind die erst beschriebenen, die ein bisschen konservativer sind, die eher darauf ausgerichtet sind, dass ein Wert sich seitwärts bewegt oder ich bereit bin, gegen eine nicht allzu hohe Rendite einen Absicherungspuffer haben möchte. Und dann gibt es die spekulativeren, die Hebelzertifikate. Das ist vielleicht noch einmal einen eigenen Podcast wert.
00: 12:44Falko Block: Wenn wir uns erst einmal die Anlagezertifikate für den Anfänger anschauen: Da gibt es zum Beispiel die Bonuszertifikate. Das ist ein sehr interessantes Produkt. Das funktioniert ungefähr so: Wenn während der gesamten Laufzeit die Aktie eine Schwelle, die fest vorgelegt ist, nicht nach unten durchbricht, dann bekomme ich eine vorab fest definierte Rückzahlung, zum Beispiel dann 108 Prozent, also 100 Prozent für die Aktie selbst, und 8 Prozent bekomme ich dann noch einmal extra drauf. Und die Aktie kann dann, je nachdem wie stark die Aktie im Endeffekt in der Schwankung ist, vielleicht 15 Prozent oder 20 Prozent heruntergehen. Während ich also beispielsweise mit der Aktie 20 Prozent verloren hätte, zahlt mir das Produkt dann trotzdem noch 8 Prozent Rendite aus. Und wenn man nicht davon ausgeht, dass eine Aktie sehr, sehr stark schwankt, ist das zum Beispiel eine interessante Möglichkeit.
00: 13:29Alfons Niederländer: Bonuszertifikat als erster Typ. Was ist noch interessant für Endanleger?
00: 13:33Falko Block: Sehr interessant oder sehr beliebt in letzter Zeit sind natürlich die Aktienanleihen. Aktienanleihen, das klingt jetzt so eigentlich wie eine Mischung aus beidem, im Endeffekt ist es das auch. Ich habe eine Anleihe, die mir einen Coupon, also eine Rendite bietet, eine Festverzinsung, und nehme zusätzlich das Aktienrisiko in Kauf. Und zusätzlich, dass ich dieses Risiko in Kauf nehme, habe ich dann entsprechend den Vorteil, dass mir die Bank, also der Emittent, eine höhere Rendite bietet, als das normalerweise der Fall ist. Also wenn ich aktuell eine Anleihe auf Daimler kaufe, ich müsste einmal nachsehen, aktuell sind die Zinsen ja ein bisschen mehr gestiegen, zwei, drei Prozent vielleicht, viel mehr gibt es da nicht. Eine Aktienanleihe auf Daimler, die kann dann auch schon einmal acht oder zehn Prozent bieten. Was mir allerdings passieren kann, ist, wenn am Laufzeitende die Aktie sich nicht gut entwickelt hat und einen vorher festgelegten Schwellenwert nach unten durchbrochen hat, dann bekomme ich die Aktie in mein Portfolio gebucht. Das muss aber auch nicht das Schlechteste sein. Deswegen ist auch hier ganz wichtig: Ich muss vom Basiswert grundsätzlich positiv überzeugt sein.
00: 14:28Alfons Niederländer: Das kann auch grundsätzlich eine Anlagelösung sein für jemanden, der noch nicht so viel Erfahrung hat, weil am Ende hat er die Aktie im Depot. Das ist einfach noch verständlich und greifbar, auch für jemanden, der noch nicht so lange investiert, oder?
00: 14:39Falko Block: Ja, man kann sogar das Ganze als Kniff benutzen. Wenn ich zum Beispiel sage, die Aktie kostet jetzt aktuell 100 Euro, die ist mir aber eigentlich zu teuer. Dann kann ich zum Beispiel eine Aktienanleihe kaufen, die mir, wenn die Aktie auf 90 Euro fallen würde, die Aktie in mein Depot legt, und ich bekomme eine Rendite von, ich sage einmal, fünf Prozent. Sollte die Aktie dann trotzdem mir ins Depot gebucht werden, kriege ich auf jeden Fall trotzdem meine fünf Prozent, das heißt, ich habe meinen Einstiegskurs vergünstigt und habe trotzdem die Aktie zu einem Kurs bekommen, wo ich sie vielleicht ohnehin gekauft hätte. Also habe ich hier bei solchen Produkten sogar noch eine Art zweite Verwendungsmöglichkeit.
00: 15:11Alfons Niederländer: Wir haben die Bonuszertifikate, wir haben wir Aktienanleihen. Was ist die geeignete Zertifikateart für Endanleger, die dritte, die uns noch fehlt im Bunde?
00: 15:20Falko Block: Das sind die Discountzertifikate. Wir alle sind ja immer ganz scharf auf Rabatte und Abschläge und das bietet dieses Produkt dann entsprechend auch. Wenn die Aktie zum Beispiel 100 Euro kostet, dann kostet das Discountzertifikat weniger, beispielsweise nur 90 Euro. Im Gegenzug ist die Renditechance nach oben begrenzt, zum Beispiel auf 108 Euro. Das heißt über 108 Euro kann ich, egal wie die Aktie steigt, nicht mit diesem Produkt partizipieren oder profitieren. Aber im Endeffekt habe ich einen günstigeren Einstieg bekommen. Das heißt, der Emittent sagt: Wenn du bereit bist, nach oben gedeckelt zu akzeptieren, dann biete ich dir dieses Produkt etwas günstiger an. Auch das ist eine sehr schöne Möglichkeit, wo man, wenn sich die Aktie nicht stark bewegen sollte, ordentliche Renditen generieren kann. Und wie gesagt, diese Produkte sind immer dann interessant, wenn die Börsen aktuell sehr stark schwanken.
00: 16:07Alfons Niederländer: Nun haben wir uns einzelne Zertifikate und Zertifikatetypen angeschaut. Jetzt gehen wir noch einmal einen kleinen Schritt zurück und schauen uns einmal die Asset Allocation an im Gesamtportfolio. Welche Rolle können Zertifikate in einem Gesamtportfolio eines Anlegers spielen? Es ist mit Sicherheit kein Basisinvestment, oder?
00: 16:24Falko Block: Nein, ein Basisinvestment ist es sicherlich nicht. Es gibt ja die sogenannte Core-Satellite-Strategie, das heißt, ich habe einen Kern an festen Aktien, da gehören sicherlich Fonds und ETFs dazu, und die Zertifikate würde ich immer dann sukzessive dazukaufen, wenn sich gerade Renditechancen ergeben. Wenn sich zum Beispiel eine Aktie überhaupt nicht bewegt oder der Markt mit einer Volatilität von 15 irgendwie herumdümpelt, sind Zertifikate relativ unattraktiv. Aber immer dann, wenn Bewegung im Markt ist, kann ich sukzessive Zertifikate dazukaufen. Ich finde es zwar nicht immer schön, der Markt wird ja immer einmal im Jahr ordentlich Federn lassen. Gerade dann ist der Dax zum Beispiel ordentlich heruntergekommen, die Volatilität ist hoch, dann kann man zum Beispiel wunderbar Bonuszertifikate auf den DAX nehmen, fünf oder sieben Prozent. Das ist das, was man normalerweise im Markt auch für ein Jahr erwarten kann. Und nach unten habe ich vielleicht einen Puffer von 20 Prozent, den der DAX theoretisch in der Laufzeiten fallen könnte. Ich würde es entsprechend so als Rendite-Zusatzgenerierung nehmen oder in einer Zeit dann einsetzen, wenn ich eigentlich gerne investieren möchte, aber der Markt entsprechend aktuell für Aktien vielleicht nicht gerade das beste Einstiegsumfeld bietet.
00: 17:23Alfons Niederländer: Haben wir einen Aspekt vergessen zum Thema Zertifikate, der dir noch wichtig ist, den ich jetzt übersehen habe?
00: 17:29Falko Block: Man muss natürlich bei Zertifikaten schon sagen: Man sollte sie verstanden haben. Ich glaube, das ist bei Aktien natürlich genauso. Bei Zertifikaten ist es aber noch ganz besonders wichtig. Das merken wir auch – ich habe eine Zeit lang auch einmal im Kundenservice gearbeitet – dass natürlich dann Leute anrufen und sagen: „Warum hat sich das Produkt so und so entwickelt?“. Beim Discountzertifikat jetzt als Beispiel: Wenn die Volatilität zurückgeht, dann steigt das Produkt. Steigt sie, dann wird der Abschlag größer, das Produkt fällt, obwohl die Aktie sich gar nicht bewegt hat. Also entsprechend auch hier gilt, ganz klar: Man sollte sich auf jeden Fall gut mit der Materie auseinandersetzen. Man kann das auch erst einmal in ein Musterdepot hereinsetzen, lesen und anschauen, was die Emittenten an Fortbildung bieten, und erst dann entsprechend sich daran begeben, sodass entsprechend nicht nachher, ich sage einmal, vielleicht ein böses Erwachen die Folge sein könnte.
00: 18:09Alfons Niederländer: Sagt Falko Block, Zertifikate-Experte bei der DZ BANK. Falko, herzlichen Dank, dass du da warst! Danke für deine Zeit, danke für die Einblicke!
00: 18:16Falko Block: Sehr gerne! Vielen Dank!
Neuer Kommentar