“Börse – Bulle – Bär” Kryptowährungen – Alexis Puttfarken

Shownotes

Episode 3

Kryptowährungen -- Alexis Puttfarken

In diese Episode werfen wir zunächst einen Blick auf die Entwicklung der letzten Monate, denn die hat es in sich: Die Kryptowährung Luna stürzte ab, obwohl sie noch einen Monat zuvor auf einem Allzeithoch war. Der Bitcoin fiel von gut 58.000 Euro Anfang November 2021 auf etwas über 18.000 Euro Mitte Juni 2022. Seither dümpelt er seitwärts vor sich hin. Haben Kryptowährungen angesichts solcher teils extremen Schwankungen überhaupt eine Zukunft, hat "Börse -- Bulle -- Bär" Alexis Puttfarken gefragt. Er arbeitet für Bitpanda, eine Handelsplattform, die unter anderem eine Börse für Kryptowährungen betreibt. Der Experte ist optimistisch und erklärt im Gespräch, was die wichtigsten Kryptos auszeichnet.

Moderation: Alfons Niederländer

Produziert von Matthias Seeger, Alfons Niederländer und Adin Beslic; mit freundlicher Unterstützung von online design Werbung & Medien GmbH

Mehr Infos unter: https://www.genobroker.de/homepage.html

Transkript anzeigen

00: 00:14Alfons Niederländer: Guten Tag, meine Damen und Herren! Herzlich willkommen bei „Börse-Bulle-Bär“, dem Wertpapier-Podcast von GENO Broker. Mein Name ist Alfons Niederländer. Bei „Börse-Bulle-Bär“ beschäftigen wir uns heute mit Kryptowährungen. Experte für dieses Thema und Gast bei uns im Studio ist Alexis Puttfarken. Alexis Puttfarken arbeitet für Bitpanda, das ist eine Handelsplattform, die unter anderem eine Börse für Kryptowährungen anbietet. Alexis, herzlich willkommen bei „Börse-Bulle-Bär“!

00: 00:44Alexis Puttfarken: Ganz herzlichen Dank, Alfons!

00: 00:46Alfons Niederländer: Schön, dass du da bist. Lass uns in den Podcast starten und lass uns einfach einmal so anfangen, dass wir uns den Markt für Kryptowährungen insgesamt so ein bisschen anschauen. Da war ja einiges geboten in den letzten Monaten. Da ist die Kryptowährung LUNA, die ist im Mai dieses Jahres abgestürzt, obwohl sie einen Monat zuvor noch auf einem Allzeithoch war. Und da ist der Bitcoin, der stand Anfang November letzten Jahres bei etwas über 58.000 Euro und ging dann bis Mitte Juni dieses Jahres auf rund 18.000 Euro zurück. Seither dümpelt er so ein bisschen vor sich hin, seitwärts gerichtet, mehr oder weniger. Nun sind Schwankungen bei Kryptowährungen nichts Neues, die finden eigentlich permanent statt. Und auch für den Bitcoin war es ja nicht der erste Absturz. Die Frage, die unsere Hörer so ein bisschen interessiert: Haben Kryptowährungen in dieser Form überhaupt eine Zukunft?

00: 01:30Alexis Puttfarken: Das ist ein sehr schöner Einstieg. Krypto spaltet ganz klar die Gemüter. Die einen denken, es ist die Zukunft des Finanzwesens, die anderen glauben, es ist alles Schmu. Ich glaube, es hat auf jeden Fall eine Zukunft, und zwar aus zwei Gründen. Der erste Grund ist: Krypto verändert nachhaltig das Internet. Und zwar fügt es eine komplette Dimension zu dem Internet, das wir im Moment kennen, hinzu, nämlich den Wertaustausch. Am Anfang, wenn wir uns zurückversetzen in die 1990er Jahre, gab es einen einseitigen Informationsfluss. Jemand hat sich eingeloggt und hat etwas gelesen, in einer Art, weiß ich nicht, digitale gelbe Seiten. Dann kam im nächsten Schritt User-generated Content dazu. Dann kamen die ersten YouTubes, die Leute haben selbst angefangen, etwas zu produzieren. Und jetzt mit Krypto kommt, wenn du willst, der dritte Teil, nämlich ein Wertaustausch, der da mitfließt. Die Kryptowährungen, die wir sehen, vor allem diese Protokolle, die ermöglichen diese Funktion einerseits und andererseits stellen sie eben die Anreizsysteme dar, die diese Protokolle eben befähigen, eigenständig zu arbeiten. Das ist quasi der erste Teil der Antwort.

00: 02:28Alexis Puttfarken: Der zweite Teil der Antwort ist die These des großen VCs Andreessen Horowitz, dass mit Krypto im Prinzip ein großer Computer entsteht, auf dem genau solche Anwendungen in Zukunft dezentral entwickelt und betrieben werden, wo aber eben Nutzen und Anreize nicht bei den großen Internetunternehmen landen, die wir jetzt kennen, sondern eben sehr viel näher bei den Erzeugern, bei den Creators, bei den Schaffenden verbleiben.

00: 02:50Alfons Niederländer: Also deine Ansage ganz klar: Kryptowährungen haben eine Zukunft. Die Frage ist: Welche Kryptowährungen haben denn die größten und die besten Überlebenschancen?

00: 02:57Alexis Puttfarken: Ich dampfe die Frage einmal ein auf eine einfache Antwort. Ich würde sagen, Bitcoin und Ethereum, aus folgenden Gründen: Erst einmal, Bitcoin ist einfach aufgrund der Bekanntheit und der weiterhin steigenden Akzeptanz so eine Art Referenz-Asset. Wir sehen, dass die Regulierung und die Verfügbarkeit immer besser wird. Wir sehen, dass zunehmend institutionelle Investoren sich aufmunitionieren, um physische Investments in Bitcoin zu tätigen. Wir sehen immer tiefere Märkte, bessere Handelsinfrastruktur. Wir sehen, dass teilweise auch Zentralbanken und große Corporates Positionen aufbauen. Und wir sehen sogar jetzt innerhalb der Kryptowelt zunehmend einen Nutzen von Bitcoin als Sicherheiten in diesen DeFi-Protokollen.

00: 03:34Alfons Niederländer: Du hast Ethereum noch angesprochen als zweiten Überlebenden, sage ich jetzt einmal etwas in Anführungszeichen. Was spricht für Ethereum?

00: 03:41Alexis Puttfarken: Ethereum ist die dominante Smart Contract Plattform. Das ist die Plattform, oder ich nenne es einmal das Betriebssystem für die Anwendungen in dem Bereich, die entwickelt werden. Und da ist es bei weitem die Dominanteste. Sie gibt es mit am längsten, hat sich am weitesten etabliert und macht gerade, Stichwort Ethereum Merge am 15. September, eine Wandlung durch, womit sie noch effizienter wird, noch umweltfreundlicher und sehr, sehr viel schneller.

00: 04:05Alfons Niederländer: Okay, lass uns noch ein bisschen, wenn wir die beiden einmal im Blick behalten, noch etwas stärker auf die Vor- und Nachteile eingehen. Du hast gesagt Bitcoin, klar die älteste, heute die größte Kryptowährung, schon sehr akzeptiert, aber auch so ein bisschen eine Kryptowährung der ersten Generation. Das kann Vor- oder Nachteile haben. Ethereum, du hast es auch schon kurz angesprochen, Smart Contracts. Vielleicht kannst du die Vor- und Nachteile der beiden noch ein bisschen stärker ausbauen, sodass es auch die Endanleger und Endanlegerinnen verstehen, die sich vielleicht für eine der beiden entscheiden wollen.

00: 04:31Alexis Puttfarken: Okay, dann lass mich einmal kurz meine Gedanken sortieren. Ich fange einmal mit Bitcoin an. Bitcoin ist das Ursprungsprotokoll. Es ist tatsächlich nicht sehr schnell. Es hat außer diesem, wie sagt man, Value Storage, der Wertaufbewahrung eigentlich keinen anderen Daseinszweck. Dadurch benimmt es sich aber ähnlich wie Gold und es hat sich quasi zum Marktstandard etabliert. Ein Nachteil von Bitcoin ist, dass es ein sogenanntes Proof-of-Work-Protokoll ist. Das bedeutet, dass eine unheimlich große Rechenkapazität aufgewendet werden muss, um neue Bitcoins zu minen, zu schaffen. Das wiederum hat eben negative Konsequenzen, was den Energieverbrauch angeht, ist nicht besonders ressourcenschonend, und Bitcoin hat eben das Problem, dass man es da nicht herausbekommt. Das würde ich als den Hauptnachteil von Bitcoin sehen.

00: 05:17Alexis Puttfarken: Ethereum, hatte ich eben schon gesagt, da steht dieser Merge an, da wandelt sich Ethereum um von einer Proof-of-Work-Plattform in eine sogenannte Proof-of-Stake-Plattform, wo die Teilnahmen an den Entscheidungen zur Weiterentwicklung des Protokolls nicht mehr davon abhängig sind, wie viel Rechenleistung man zur Verfügung stellt, sondern davon, wie viel Ethereum man hält und wie man sich einbringt in das System. Das macht es sehr viel effizienter und sehr viel günstiger auch in Betrieb.

00: 05:45Alfons Niederländer: Und es arbeitet auch schneller als Bitcoin. Das ist, glaube ich, auch ein wichtiger Grund.

00: 05:48Alexis Puttfarken: Genau, es arbeitet jetzt schon schneller als Bitcoin. Die offiziellen Angaben, das ist natürlich dann fraglich, ob das auch eintritt, aber nach dem Merge soll Ethereum bis zu 100.000 Transaktionen pro Sekunde schaffen. Wenn das eintritt, wird es sehr, sehr, schnell. Das wird sehr, sehr gut und fluide dann.

00: 06:06Alfons Niederländer: Nun haben wir beide schon einen Begriff genutzt, den man vielleicht noch ein bisschen erklären sollte. Wir haben von Smart Contracts gesprochen. Nicht jeder weiß sofort, worum es dabei geht. Vielleicht kannst du kurz erklären, was meint Smart Contracts und wie wird das sozusagen nicht bei Bitcoin, aber bei Ethereum eingesetzt?

00: 06:21Alexis Puttfarken: Also ganz abstrakt: Smart Contract ist letztlich eine Art Maschine, die, wenn sie einmal eingestellt ist, immer und verlässlich einen gleichen Vorgang ausführt, ohne dass ein dritter darauf schauen muss. Das klingt erst einmal banal. Es bedeutet aber, dass man zum Beispiel für bestimmte Akte, wo man im normalen Leben einen Notar braucht oder einen Dritten, der es beglaubigt, sich darauf verlassen kann, dass es einfach eintritt. Und daraus kann man eben automatisierte Funktionen bauen, die, ich vereinfache das einmal ganz salopp, wenn man einen bestimmten Beitrag an Token entrichtet, die Maschine einfach losläuft und diesen Prozess halt ausführt und am Ende man ein Ergebnis hat. Das klingt jetzt ganz einfach. Wenn man diese Dinge aneinander kettet, kann man durchaus komplexe Sachen auch erzielen und im Prinzip Software bauen.

00: 07:03Alfons Niederländer: Kann man auch sagen, beim Smart Contract müssen bestimmte Bedingungen erfüllt sein, dann löst er sich sozusagen automatisch aus oder läuft los, wie du es gesagt hast, sind die Bedingungen nicht erfüllt, verfällt der Contract, der Vertrag, so kann man es ja auch sagen, und die Transaktion wird eben nicht ausgeführt?

00: 07:19Alexis Puttfarken: Ganz genau!

00: 07:21Alfons Niederländer: Nun gibt es ja auch, die Zahl weiß ich jetzt gar nicht ganz genau, mehrere tausend Kryptowährungen, die zurzeit auf dem Markt verfügbar sind, bei weitem nicht so groß wie Bitcoin, bei weitem nicht so groß wie Ethereum. Aber es gibt auch schon welche, die recht weit entwickelt sind. Cardano ist eine, Ripple ist eine, Polkadot ist eine dritte. Nun hast du speziell Bitcoin und Ethereum als die Kryptowährung der Zukunft genannt. Was spricht gegen Cordano, Ripple oder Polkadot?

00: 07:45Alexis Puttfarken: Gegen die spricht überhaupt nichts. Es sind einfach, ich muss die gleich ein bisschen unterscheiden, aber drei von den vielen, die du gerade genannt hast, sind im Prinzip Varianten auf das Ethereum Thema mit anderen Vorzügen. Zu Zeiten, wo Ethereum noch ein reines Proof-of-Work-Protokoll war, aber schon sehr gut gestartet ist, haben sich Cardano, Solana und Polkadot auch aufgestellt, um eben ein effizienterer, schnellerer Wettbewerber zu sein. Sie haben das auch sehr, sehr weit getrieben, sind damit recht erfolgreich. Deswegen sind sie auch mit die größten Protokolle, die es heute gibt.

00: 08:14Alexis Puttfarken: Ich weiß jetzt nicht mehr genau welches, einer von beiden hat zum Beispiel Kooperationsverträge mit Samsung, der andere hat Kooperationsverträge mit einem Hochfrequenzhändler Jump Trading, auf dem auch Infrastruktur entwickelt wird. Also da passiert sehr, sehr viel. Polkadot hat zusätzlich den interessanten Twist, dass es Kommunikation und Kooperation über verschiedene Blockchains ermöglicht. Das macht es darum wieder besonders interessant und es gibt ihm ein bisschen ein Alleinstellungsmerkmal. Es hat außerdem, wie ich finde, eine sehr, sehr ausgeklügelte Anreizstruktur. Einmal in der Form, wie die Tokens durch das Protokoll fließen, aber auch, wie die – jetzt wird es ein bisschen kompliziert – unterschiedlichen Slots auf der Chain für Projekte, die auf Polkadot aufbauen wollen, vergeben werden durch einen Optionsprozess. Und das ist sehr, sehr innovativ.

00: 09:00Alfons Niederländer: Das war jetzt ein bisschen technisch, aber ich glaube, das liegt am Thema Kryptowährungen selbst. Es ist nun einmal sehr, sehr technisch teilweise. Ich denke immer, wer da mit investieren möchte, wird gar nicht darum herumkommen, sich nicht in aller Tiefe, aber so ein bisschen mit den technischen Details zu beschäftigen. Nun haben wir bisher so die Kryptowährungen eher als Anlageklasse betrachtet. Du hast auch schon über die Funktion der Wertaufbewahrung gesprochen. Nun arbeitet zum Beispiel die EZB an einem digitalen Euro. Da haben wir die Kryptowährung einerseits, wir haben den digitalen Euro andererseits. Welche Rolle können sowohl Kryptowährung als auch digitaler Euro in der Zukunft spielen, über das Thema Fondsaufbewahrung hinaus? Wird es wirklich so ein wichtiges Zahlungsmittel, wie es heute vielleicht noch das Bargeld oder das Giralgeld ist? Was ist deine Einschätzung?

00: 09:45Alexis Puttfarken: Das ist ein ganz, ganz spannender Bereich. Es gab ja einmal Bestrebungen, auch von Kryptowährungen, Geld zu ersetzen. Daran glaube ich persönlich nicht, einfach weil sich, glaube ich, keine Regierung, keine Zentralbank, die Geldhoheit, die Steuerhoheit nehmen lassen wird, geschweige denn die Kontrolle über die Geldmenge. Und ich glaube, da kommt so etwas wie der digitale Euro perfekt in diese Kerbe. Damit schafft sich eine Zentralbank im Prinzip die Möglichkeit, genau das zu machen. Gleichzeitig kann sie Zentralbankgeld, wenn sie will, das ist ja noch offen, aber wenn sie will, auch direkt in die Taschen der Bürger geben. Das passiert teilweise auf experimenteller Basis, zum Beispiel in China schon. Damit wird gespielt.

00: 10:24Alexis Puttfarken: Es ist aber etwas anderes. Wie gesagt, eine Kryptowährung, glaube ich, wird niemals eine Währung sein, sondern es ist immer eher ein Asset, ein Gegenstand, es wird ja auch steuerlich so behandelt. In der Sekunde, wo aber eine Zentralbank sagt: „Wir schaffen jetzt Zentralbankgeld auf einer Blockchain“, ist das natürlich etwas anderes.

00: 10:42Alfons Niederländer: Und sie hat natürlich beides, wie du gesagt hast, sie hat die Hoheit über die Währung, auch über die Geldmenge, und kann trotzdem sozusagen im digitalen Zeitalter eine Währung zur Verfügung stellen, die die Menschen auch nutzen können.

00: 10:52Alexis Puttfarken: Genau.

00: 10:52Alfons Niederländer: Gehen wir jetzt mal den Schritt von der eher allgemeinen Betrachtung, nehmen also den Endanleger oder die Endanlegerin in den Blick, die sagt: „Ich habe gehört, Kryptowährung ist ein Thema, vielleicht auch eine Modeerscheinung, aber es ist ein Thema, was sehr stark diskutiert wird in den Medien, in der Gesellschaft.“ Und jemand will anfangen, sich damit zu beschäftigen oder will anfangen, in Kryptowährung zu investieren. Worauf muss er oder sie ganz besonders achten?

00: 11:14Alexis Puttfarken: Grundsätzlich ist es erst einmal einfach ein sehr, sehr risikoreiches und volatiles Asset. Das muss jedem bewusst sein. Es ist mehr Bewegung drin, selbst als in einem Aktienmarkt, und Aktien sind ja schon einigermaßen risikoreich. Dies einmal vorausgeschickt, glaube ich, sind einfach zwei Dinge ganz, ganz wichtig. Das eine ist der Spruch, auf Englisch: „DYOR - Do your own research.“ Schau immer genau hin, was da passiert. Informiere dich selbst. Warum? Ganz ehrlich, es ist noch ein unregulierter Markt. Darin ist vieles gut und fortschrittlich. Manche Sachen sind es aber auch nicht und darauf muss man schauen. Sehr viele Dinge, gerade mit tieferem technischen Hintergrund, erschließen sich einfach erst, wenn man wirklich ganz genau hinschaut. Das würde ich auf jeden Fall jedem anraten, der da das erste Mal seinen großen Zeh eintaucht.

00: 11:59Alexis Puttfarken: Das zweite ist das, was man eigentlich jedem selbstbestimmten Anleger mitgibt, nämlich Vernunft. Sie legen Geld an in einem volatilen Asset, das auch wirklich extremen Zyklen unterliegt. Das muss ihnen bewusst sein. Das heißt, sie sollten immer vorsichtig und langfristig anlegen, wie Sie es eigentlich bei allen anderen Asset-Klassen auch tun.

00: 12:15Alfons Niederländer: Da ist der Unterschied dann wieder gar nicht so groß. Die Langfristigkeit soll man bei Aktien natürlich berücksichtigen, eine gewisse Diversifikation, eine Streuung. Es sind halt sehr volatile Assets, die einmal ganz steil nach oben, einmal ganz steil nach unten gehen können. Wir haben es anfangs schon angesprochen. Nun gibt es verschiedene Anlegertypen. Es gibt die eher Vorsichtigen, es gibt die eher Risikoreicheren, die sagen: „Ich gehe bewusst gerne Risiko ein, wenn ich dafür entsprechend Rendite bekomme.“ Es gibt aber auch Anleger, die, wie du eben so schön gesagt hast, zum ersten Mal ihren Zeh da eintauchen. Es gibt alte Hasen, die schon seit vielen, vielen Jahren oder Jahrzehnten sich mit Geldanlage beschäftigen. Gibt es aus deiner Sicht gewisse Kryptowährungen, die sich für bestimmte Anlegertypen besonders eignen? Oder gibt es welche, wo du sagst, da sollten vielleicht Anfänger die Hände weglassen? Was ist da eine Einschätzung?

00: 13:00Alexis Puttfarken: Das ist natürlich eine schwierige Frage, weil die grenzt an Anlageberatung, da muss ich ein bisschen aufpassen. Grundsätzlich, also von dem Anlegertypen ausgehend, würde ich sagen, für jemanden, der langfristig investieren soll, sollten eigentlich die großen, etablierten Protokolle reichen. Die haben weiß Gott noch genug Spielraum, über die nächsten 10, 15 Jahre interessante Anwendungen abzuwerfen. Da wird noch sehr, sehr viel passieren. Die sind aber gleichzeitig schon durch x-fache Risikoprüfungen durchgegangen. Große Konzerne bauen auf denen auf, was die gerade an Krypto-Infrastruktur bauen. Das heißt, damit fährt man dann, glaube ich, verhältnismäßig sicher und die gibt es eben auch in den entsprechenden Plattformen oder eben über regulierte, börsengehandelte Produkte. Das heißt, damit kann man sich dann auf dem Handelsweg auch nicht wirklich die Finger verbrennen.

00: 13:52Alexis Puttfarken: Für die Leute, die natürlich dann entweder zocken wollen oder die wirklich sich die abgefahrenen Protokolle dann auch reinziehen, für die gibt es da natürlich endlose Tiefen, in die man abtauchen kann, sei es auf Plattformen oder auch abseits von Plattformen mit eigenen Wallets.

00: 14:09Alfons Niederländer: Nun ist es wirklich sehr, sehr technisch, wenn es um das Thema Kryptowährungen geht. Es ist teilweise, das hast du eben auch schon angesprochen, ein unregulierter Markt. Wer wirklich direkt in Kryptowährung investieren will, kommt um ein Wallet nicht herum. Er muss mit privaten Schlüsseln, mit öffentlichen Schlüsseln arbeiten. Angenommen, ich wäre jetzt ein Anleger, der direkt Ethereum kaufen wollte. Wie müsste ich vorgehen, um wirklich dann einzelne Tokens für mich erwerben und speichern zu können?

00: 14:37Alexis Puttfarken: Ich bin jetzt einmal gemein und drehe die Frage in deinem Mund um und würde folgendes sagen: Ich fange jetzt einmal nicht an damit: Wie macht man das eigentlich, wenn man sich wirklich ein eigenes Wallet zum Beispiel auf MetaMask zulegt und dann anfängt, sich meinetwegen mit einer Kreditkarte erst Stablecoins zu kaufen und die über irgendeine dezentrale Börse zu kaufen, wozu ich, glaube ich, eher raten würde, auch rein vom Sicherheitsgedanken her. Entweder sich eine der großen, regulierten Plattformen zu schnappen, davon sind wir eine. Es gibt aber noch andere, da bin ich auch fair. Die sind reguliert. Die haben Krypto-Verwahrlizenzen in unterschiedlichen europäischen Ländern. Die entsprechen allen Geldwäschevorschriften, haben teilweise schon Banklizenzen oder bekommen diese gerade, und damit fahren sie relativ sicher. Dieses ganze Verwahrthema wird ihnen dort von Profis abgenommen und darum müssen sie sich dann halt nicht kümmern. Die Kryptos sind dort gut aufgehoben.

00: 15:29Alexis Puttfarken: Das wäre Variante eins und Variante zwei sind wirklich verbriefte, börsengehandelte Produkte mit einer ISIN, die sie über Ihr Börsendepot handeln können bei ihrem Broker. Und auch da ist es so, dass die Custody, die Verwahrstelle, ein Vertragspartner ist, der eben auch über die entsprechenden Lizenzen und über die entsprechende Infrastruktur verfügt und das Ganze mit institutioneller Qualität abhandelt. Und genauso ist der Handel dann auch nicht etwa eine Retail-Plattform oder eine für den Laien intransparente Börse, sondern da wird eben von Profis über die großen Handelsplätze mit entsprechender Liquidität abgewickelt.

00: 16:01Alfons Niederländer: Eine Lösung hast du eben schon kurz angedeutet: börsengehandelte ETFs beziehungsweise ETCs sind es ja, es sind ja keine Fonds, es sind Commodities. Da hat auch Bitpanda einige dieser ETCs ist im Angebot. Vielleicht kommen wir darauf zu sprechen: Was macht euer Angebot aus? Was sind die Besonderheiten?

00: 16:17Alexis Puttfarken: Wir haben unsere Serie an ETCs aufgelegt, damals, um eben auch Kunden zu erreichen jenseits von unseren eigenen Plattformkunden. Wir sehen es auch spannenderweise in der Altersprogression, dass genau dort, wo die Plattformkunden langsam aufhören, die ETN-Kunden langsam anfangen. Das klappt also sehr, sehr gut. Wie zeichnen wir uns aus? Ganz ehrlich, wir haben, glaube ich, mit das konservativste Produkt im Markt gebaut. Wir haben eine deutsche Emittentin gegründet, wir haben ein von der BaFin gebilligten Prospekt. Wir listen unsere Produkte ausschließlich anfangs immer auf Xetra und damit auch im zentralen Kontrahenten Clearing. Alle unserer Produkte sind physisch hinterlegt und mit einem festen Bezugsrecht ausgestattet, das heißt, jeder Anteilsschein verbrieft dem Kunden wirklich einen festen Anteil der Kryptowährung. Es ist im Endeffekt so, als würde man die physische Währung selbst halten.

00: 17:12Alfons Niederländer: Für welche Kryptowährung bietet ihr diese Exchange-traded Notes, also die börsengehandelten Papiere an?

00: 17:17Alexis Puttfarken: Auch nur für die fünf größten. Wir haben natürlich Bitcoin und Ethereum, und dann haben wir Solana, Cordana und Polkdot.

00: 17:23Alfons Niederländer: Plant ihr dieses Angebot noch ein bisschen auszubauen oder bleibt ihr da auf der Linie, die du schon ein bisschen vorgegeben hast: „Wir konzentrieren uns auf die großen und wichtigen Kryptowährungen“?

00: 17:32Alexis Puttfarken: Sowohl als auch. Die Konzentration auf die Großen und Wichtigen wird auf jeden Fall bleiben. Es gibt natürlich eine Roadmap, viele Einzelheiten werden wir dazu natürlich nicht sagen. Aber klar, wir arbeiten an Basket-Produkten und es gibt noch weitere Themen, die wir da unter Umständen einbauen werden.

00: 17:48Alfons Niederländer: Haben wir doch einen Aspekt vergessen zum Thema Kryptowährung, den du als Experte gerne ansprechen würdest, den ich aber jetzt übersehen habe?

00: 17:55Alexis Puttfarken: Jetzt muss ich kurz nachdenken. Ich glaube, das Thema beflügelt sehr, sehr viele Leute. Es löst sehr viel Fantasie aus. Ich glaube, das ist eine gute Sache. Und ich glaube, am Ende des Tages sehen wir hier einen Entstehungsprozess, ich würde sagen, der dritten Internetära, also einer neuen Welle. Und ich glaube, wir haben noch sicher 10, 15 Jahre vor uns, in denen wir immer wieder neue Modelle sehen werden, spannende neue Entwicklungen sehen werden, und am Ende der Phase wir wahrscheinlich – das ist auch nicht meine These, sondern auch wieder Zitat Andreessen Horowitz – fünf, sechs, sieben große Anwendungsfelder als komplett selbstverständlich erachten, die wir heute vielleicht noch gar nicht kommen sehen.

00: 18:35Alfons Niederländer: Sagt Alexis Puttfarken von Bitpanda. Alexis, herzlichen Dank, dass du bei uns warst! Danke für deine Zeit und danke für die Einblicke!

00: 18:41Alexis Puttfarken: Ganz herzlichen Dank, Alfons!

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